Tunesien mit dem Motorrad vom 4. bis 20. Mai 2012
Wie es dazu kam?
Nun ja, wir waren bereits 1984 mit Motorrädern in Tunesien – Wolfram zum ersten Mal 1983.
Daran hatten wir gute Erinnerungen. Für mich war es – zunächst widerstrebend – die erste Begegnung mit dem Motorrad. Ich fuhr damals nur mit, weil Gundel Beck mit dem Auto dabei war. Sie war ganz scharf auf Tunesien, auf die Wüste (ich weniger) aber sie sagte, sie setzt sich auf kein Motorrad, das hat nur 2 Räder und fällt nämlich um.
Und kurze Zeit danach wurde ich eine begeisterte Sozia. …
Der zweite Grund: Im Herbst 2009 waren wir mit „Saharareisen “ in Libyen. Der Veranstalter – der Tunesier Mouldi Oueslati, führte uns am Ende dieser Reise noch eine Woche durch Tunesien - herrlich und erholsam, dieser Kontrast zu Libyen! Es war wunderschön und so entstand der Wunsch – noch mal nach Tunesien zu fahren und diesmal mit dem Motorrad. Wolfram arbeitete mit Mouldi zusammen die Tour aus.
„Saharareisen“ übernahm die Organisation, der MTC 40+ schrieb die Reise im „Ventil“ aus und wir warben persönlich bei allen uns bekannten Motorradfahrern.
So kam schließlich eine 9-Personen-Gruppe zusammen. Wir kannten alle bis auf zwei Teilnehmer – aber nur wenige kannten sich untereinander. Und trotzdem – es hat gepasst – es wurde eine Super-Gruppe. Wir kamen prima miteinander aus.
Fr., 4. Mai
Und so ging es los: Für die Leute aus dem Norden ist ja erst mal Deutschland zu durchqueren. Helmut Sakowski aus Bochum hat eine Verwandte in Sindelfingen, wo er Station macht. Fank Eggers, aus der Nähe von Hamburg, übernachtet bei uns.
Bei blauem Himmel und Sonnenschein starten wir am Freitag früh. An der Ratstätte Gruibingen schließt sich Helmut S. an und in der Nähe des Bodensees treffen wir Helmut Knobelspies. Gemeinsam fahren wir durch den Pfändertunnel und am Rhein entlang durch die Schweiz, durch den San-Bernardino-Tunnel, nach Italien und treffen schließlich am frühen Abend in einem kleinen Ort bei Mailand ein.
Der Hof des Hotels – eine Berg- und Tal-Bahn, die Zimmer – recht gut, das Restaurant – geschlossen. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Abendessen. Leider finden wir kein Restaurant, also kehren wir in einem Pizza-Imbiss ein, verzehren Pizza und dezimieren die Biervorräte. Es sei Regen angesagt, teilt man uns im Hotel mit und bietet uns Garagenplätze für die Motorräder an – sehr freundlich.
Samstag, 5. Mai, Abfahrt in Genua
Die restliche Strecke bis Genua ist recht kurz. Helmut K. , der sich gut auskennt, führt die Kleingruppe. Es zeigen sich wieder Wolken am Himmel. Wird es wie gestern, wo wir einige kurze Schauer durchfuhren? Der letztmögliche Parkplatz ist vorbei und nun werden die Wolken dicht und es regnet kräftig. Wir werden nass.
In Genua ist es wieder sonnig. Wir finden im Hafen rasch die richtige Spur und – schau: Gerhard Schweinzer aus Fürstenfeld, der mit uns 2010 in Rumänien war, ist schon da. Freudige Begrüßung, aber er hat Kummer: „Der Mann hier am Schalter macht Schwierigkeiten, ich bekomme kein Ticket“, sagt er. Wir versuchen es mit unseren Internet-Ausdrucken – es klappt. Nun vergleichen wir alle Papiere: Gerhard hat zwei Rückfahrscheine – Tunis-Genua, aber keinen für Genua-Tunis, also was tun? Wir gehen zum Terminal der Fährgesellschaften, um uns zu erkundigen, ggf. ein Ticket zu kaufen. Er hatte die Tickets direkt beim ÖAMTC bestellt. Am besten sollte er dort anrufen, aber sein handy tut es nicht. Mit meinem erreicht er sofort den ÖAMTC und die Dame, die ihm die Tickets verkauft hatte. Sie bemerkt den Fehler und verspricht, sofort das richtige Papier zu faxen. Ein freundlicher Angestellter an einem eigentlich geschlossenen Schalter gibt ihm seine Faxnummer und nach 5 Minuten ist das Papier da. Die Dame ruft nochmals an um sicherzustellen, ob alles geklappt hat. Das wäre geschafft! Gerhard erhält sein Ticket.
Nun werden wir angewiesen, mit dem Pass ins Gebäude der Einwanderungsbehörde zu gehen. Gerhard und Helmut K. stellen sich an, aber es tut sich nichts, der Schalter ist zu. Da will ich doch schnell noch bei Coop (wieder der weite Weg zum Terminal) einige Essens- und Getränkevorräte kaufen. Eckart Grütters, den wir von MTC-Fahrerlager kennen, ist inzwischen eingetroffen und kommt mit. Wieder zurück bei der Grenzpolizei – die Schlange ist gewachsen. Erst einige Zeit, nachdem das Schiff eingetroffen war, wird der Schalter geöffnet. Welcher Schalter ist für uns zuständig? Wir gehen zum rechten und sammeln uns bei dem von uns, der am weitesten vorn steht. Die Tunesier schimpfen nicht, sie akzeptieren das und geben uns sogar den Rat, alle sollten ihre Pässe dem einen geben, sie müssen nur in der Nähe bleiben. So funktioniert es und die am Schluss Eingetroffenen, Manfred Schönbohm und Friedrich Müller, können sich auf der Bank ausruhen und erhalten auch ihre Stempel.
Dieser Nachmittag fordert einige Geduld von uns, man steht sich buchstäblich die Beine in den Bauch. Wir werden zwar nach vorne gerufen, aber trotzdem heißt es: warten, warten, warten. Man hat Zeit, die ungeheuer hoch beladenen PKW, Transporter und Kleinbusse zu beobachten. Im Inneren sind sie bis zum Dach voll und auf dem Dach stapeln sich Möbel, Matratzen, Elektrogeräte, Motorroller und Ähnliches. Wenn die Tunesier nach einem oder zwei Jahren Arbeit in die Heimat fahren, muss möglichst viel mit.
Was mich wundert: Sonst, wenn wir am Hafen von Genua standen, sahen wir Scharen von Motorradfahrern und Autos, die, für die Wüstenfahrt ausgerüstet, auf die Fähre warteten.
Außer uns sind zwei Motorräder und ein Anhänger mit kleinen Crossmaschinen zu sehen.
Endlich, mit fast 2 Stunden Verspätung, beginnt die Einfahrt auf die Tunesische Autofähre „Carthage“. Vor uns ein alter Roller mit Koffern und Schachteln beladen, er kippt um.
Nach alter Gewohnheit eilen wir zur Rezeption um den Schlüssel für die Kabine zu holen – brauchen wir nicht: es gibt jetzt einen Zahlencode, der bereits auf dem Ticket gedruckt steht. Man ist verschwitzt und froh, die schweren Klamotten abzulegen und zu duschen.
Bis das Schiff ablegt, ist es bereits dunkel.
Nach einem kurzen Abendessen gehen wir noch ein wenig spazieren. Auf dem großen Schiff verteilt sich die Gruppe, gelegentlich trifft man sich. Wir gehen bald schlafen.
Sonntag, 6. Mai,
„Morgen, 9 Uhr, treffen wir uns zum Frühstück „ – hatte mein Mann gestern gesagt. Als ich ein wenig später losgehe, finde ich niemand im Restaurant. Sie stehen in der Schlange für die Einreiseabfertigung. Als sich einige von uns zusammentun, fragt der Uniformierte am Schalter: „Gruppe?“ Ja – Gruppe. Plötzlich wird alles anders. Wolfram muss mit den Pässen aller Mitglieder mitkommen, was zunächst Ärger auslöst. Später erweist es sich doch als einfacher.
Aber, als alles erledigt war, sind alle Restaurants zu, gnadenlos geschlossen – und ich hab Hunger!!!! Zum Glück hab ich bei Coop eingekauft. Die zwei Brötchen, Salami und Schokolade helfen der Hungersnot ab und dann gibt’s ja Mittagessen. Das Schiff hat Zeit gutgemacht: Die Ankunft findet planmäßig statt. Die Hitze und die Abgase im Laderaum sind lästig.. Nach einigem Suchen finden wir die Moppeds.
Endlich draußen, müssen wir durch Passkontrolle und Zoll, was einigermaßen zügig geht. Nun muss Helmut S. noch eine Kfz-Versicherung abschließen. Da ich kein Motorrad bewegen muss, kann ich helfen. Ich frage mich durch, wir müssen noch mal nach hinten. Als wir dran sind, muss man in Dinar bezahlen – wir haben noch keine – also frage ich mich zur Wechselstube durch – wieder zurück. Die Versicherung ist bezahlt, jetzt kommen wir endlich aus dem Hafen hinaus.
Ankunft in Tunis
Dort steht schon der Toyota mit den schönen Bildern von „Sahara-Reisen“ und wir begrüßen Mouldi herzlich. Ab jetzt können wir unser schweres Gepäck in sein Auto laden und haben es leichter. Alle reihen sich hinter ihm ein und er steuert uns durch Tunis, weit hinaus, Richtung Karthgago bis nach Gammarth. Ein schönes Hotel hier – tatsächlich, wir fahren in den Hof ein. Man betritt auf Marmorfußboden eine riesige achteckige Halle, in der Kuppel, holzvergitterte Fenster. In den großzügigen Sitzgruppen warten wir auf unsere ersten Zimmerschlüssel. Das Hotel besteht aus weitläufig angeordneten Gebäuden rund um den Innenhof mit Swimmingpool. Da ein recht frischer Wind aufgekommen ist, gehe ich nicht schwimmen, für andere ist in jedem Hotel der Pool eine willkommene Erfrischung.
Endlich kann man sich duschen und umziehen – man sieht wieder wie ein Mensch aus….
Ein reichlich gedecktes Buffet erwartet uns im Restaurant wo wir für unsere Gruppe abseits einen Tisch bekommen.
Montag, 7. Mai, 1. Tag in Tunesien
Das ist ja das Gute bei organisierten Reisen: man muss nicht in Motorradkluft zu Besichtigungen fahren, man wird transportiert.
Mouldi hat einen Freund – er hat deren viele – der einen Kleinbus hat – ok. Es ist ein alter VW-Bus, in dem wir gerade Platz finden. Es geht als Erstes zum Bardo-Museum – aber: auch in Tunis sind, wie überall, montags die Museen geschlossen. Wir fahren also in die Stadtmitte. Am Rand der Altstadt steigen wir aus. Hier, am Finanzministerium, führt unser Weg entlang. Dahinter stehen weitere Ministerien, von denen eines mit Stacheldraht abgesperrt ist. Am rechten Ende des Platzes demonstriert eine kleine Schar junger Leute. „Das ist schon toll“, meint Mouldi „die Leute protestieren und es wird im Fernsehen gezeigt. Früher wurde man dafür eingesperrt. Wir werden es schaffen, die Revolution hat Erfolg“. Er erzählt von der riesigen Kundgebung am 1. Mai. So etwas gab es vorher nie. Vor Hunderttausenden sprach der Ministerpräsident, es gab Musik und Lieder.
Wir gehen weiter zum Souk El Bey. Einige von der Gruppe sehen zum ersten Mal einen orientalischen Bazar. Es ist noch nicht viel los und wir schlendern gemütlich durch das bunte Treiben. Kleider, Lederwaren, Schmuck, Stoffe, prächtige Geschenkkörbe, Kunsthandwerk aus Metall werden angeboten, freundlich aber nicht aufdringlich. Es würde mich ja einiges reizen, doch auf dem Motorrad kann man leider - oder zum Glück - nichts mitnehmen. Wir kaufen etwas von den Süßigkeiten und essen sie mit Genuss. Gerhard lässt sich mit einem riesigen Umhang in einen Hirten verwandeln – man könnte ihn unter der Kapuze glatt als Tunesier ausgeben.
Mittagspause auf dem Dach: Mitten im Souk gehen wir durch eine schmale Tür und steigen eine Treppe hoch. Wir durchqueren ein mit Holz vertäfeltes Wohnzimmer, jetzt Gaststube. Weitere Stufen führen hinauf zur Dachterasse. Dort genießen wir Erfrischungsgetränke und einen grandiosen Ausblick auf die Stadt. „Brik“ wird serviert, eine Teigtasche mit Füllung, meist mit Ei – beliebt als Vorspeise oder Imbiss.
Danach streifen wir weiter durch den Souk. Am Ausgang stehen wir vor dem „Tor des Meeres“, von hier führt eine gerade Straße zum Meer. Hier, auf dem Boulevard Bourguiba, fanden im Februar 2011 die Massenproteste statt, hier haben die Leute demonstriert. „Wisst Ihr überhaupt, was wir geschafft haben?“ fragt Mouldi. „Wir haben unseren Diktator verjagt“.
In der Nähe des Innenministeriums sind auf dem Mittelstreifen Stacheldraht und einige Militärfahrzeuge zu sehen, aber wir bewegen uns unbehelligt und ich fotografiere die Kathedrale St-Vincent-de-Paul gegenüber.
Nach gemeinschaftlichem Erwerb einer Badehose für Ecki – er hat seine zu Haus vergessen -besteigen wir wieder unseren Kleinbus. Hier bietet ein Verwandter des Fahrers seinen PKW an, einige steigen um und wir fahren nach Karthago. Unsere Museumskarte gilt für alle Ausgrabungen.
Herrlich der Blick von der Höhe bei blauem Himmel und Sonne auf die römisch- punischen Ruinen! Im Hintergrund steht die mächtige Basilika, die sichtbar die Stadt überragt. Auf dem Weg halten wir an den Gräbern von Salambo. Der nächste historische Punkt - die Termen des Antonius Pius – direkt am Meer - beeindrucken uns noch viel mehr. Das ist zum einen die 15 m hohe Säule, die die Größe des Bauwerks andeutet und die gewaltigen unterirdischen Anlagen, zum anderen die Stimmung von Sonne, Himmel und Meer.
Es gäbe noch weitere „alte Steine“, aber die lassen wir aus und fahren nach Sidi Bou Said, dem alten Künstlerdorf mit den weiß getünchten Häusern und den blauen Fenstern und Türen. Vor dem Cafe des Nattes setzen wir uns für ein Gruppenfoto auf die Stufen. Wir spazieren weiter, essen Kringel, haben einen fantastischen Blick hinunter auf das Meer. In einer kleinen Seitenstraße setzen wir uns an ein Cafe, dort gibt es auch einen Briefkasten. Friedrich wird heftig von einem Händler belagert und kauft schließlich eine Kette und ein Armband für seine Frau.
Bei der Ausfahrt wird unser Bus von der Polizei angehalten – Papiere zeigen. Nach einigem Palaver gehen die Drei schließlich mit und kommen nach längerer Zeit - sichtlich sauer – zurück. Später erfahren wir: der VW-Bus mit dem roten Streifen ist als Sammeltaxi nur für eine bestimmte Strecke im Umland zugelassen und nicht für Touristen in Tunis…
Zurück im Hotel nutzen einige wieder den Pool und ich laufe zum Strand. Es ist sehr windig und schnell gehe ich wieder zurück.
Dienstag, 8. Mai, 2. Tag in Tunesien
Die Fahrt durch Tunis geht recht gut. (ich habe die gelbe Kutte an, damit man mich von hinten gut sieht) Wir fahren an vielen neuen Gewerbe- Handels- und Industriegebieten vorbei. Es gibt aber auch Brache, Schutt etc. und am Meer entlang schöne Wohngebiete.
Außerhalb der Stadt erreichen wir bald das römische Aquädukt und halten an zum Fotografieren.
Südwestlich von Tunis empfängt uns eine grüne, hügelige Landschaft – fast toscanisch. Die Landwirtschaft wird meist mit Traktoren betrieben, teilweise auch mit dem Esel. Vorbei an Viehweiden, Obst- und Olivenbäumen sehen wir Fuhrwerke, die Ballen aufladen. Ist das bereits Getreideernte – nein das ist Heu, sagt Mouldi.
Bein ersten Halt in einem Ort kaufen wir Getränke. Friedrich begutachtet die geschlachteten Hammel, die - in Plastik gehüllt, am Straßenrand aufgehängt sind als ordentlich und sauber. Einige Teile liegen auf dem Grill. Gerhard probiert und Ecki muss anfangs viel telefonieren, damit zu Hause das Geschäft läuft.
In einem Hotel bei Dougga gibt es extra für uns Wildschweinbraten zu Mittag – mager und zart, als Vorspeise Brik..
Dougga – Weltkulturerbe – zählt zu den besterhaltenen Römischen Ausgrabungen.
Ein 76-jähriger Herr führt uns auf Deutsch und zeigt den Tempel, die Terme, den Markt, Wohnhäuser, Bordell und die Gemeinschaftslatrine – im Halbrund gebaut. Wir nehmen natürlich Platz. Dort sollen Herren und Damen gemischt „gethront“ haben, nebenbei Geschäfte abgewickelt. Wie soll das gehen?? Es war die Tunika, die alles vornehm verdeckte – und die Reinigung - ein Schwamm an einen Stab gebunden, zu Füßen eine Wasserrinne – usw.
In Bou Arada tanken wir und fahren dann zu Mouldi’s Berghof, dem Ort seiner Geburt. Ich fahre im Auto mit, denn ich kenne die Straßenzustände – „Naturstraße“. Alle kommen gut rauf – es ist schon eine Herausforderung!! Im bescheidenen Hof der Schwägerin gibt es den berühmten Pfefferminztee – wir sitzen in der Runde und unterhalten uns. Dann gehen wir zusammen spazieren. Wir sind von der Bergwelt, der Ruhe, der Natur, den Schafen begeistert – sofort hätten einige Ideen für Tourismus. Leider gibt es noch immer keine Wasserleitung bis zu den Höfen, das Leben ist beschwerlich. Sie hoffen jetzt auf Besserung. Mouldi hat sein Elternhaus renoviert und für Gäste etwas angebaut.
Mouldi’s Haus unten in der Stadt – was für ein Kontrast: Mit hellen Ziegeln gemauert, Anbauten mit Gästezimmern im Halbrund. Hier werden wir übernachten. Die Zimmer werden an 6 Teilnehmer verteilt. Wir kommen in Nadja’s Kinderzimmer, Helmut K. darf auf der Wohnzimmercouch schlafen. Mouldi’s Frau Riem – sie hatte uns, zusammen mit Nadja bereits mittags an der Straße gewinkt – öffnet das Tor. Nadja, jetzt 4 Jahre alt, wird gleich mit einem Helm bedacht, was sie zuerst etwas irritiert. Doch als ihre Freundin auch einen Helm aufsetzt, blitzen ihre schwarzen Augen und sie lacht. Sie nimmt schnell Kontakt auf und hat keine Scheu, ihre gelernten deutschen Wörter anzubringen. Auch Riem spricht jetzt viel besser deutsch als vor 2 Jahren, also haben wir schnell „Familienanschluss“ Riem bewirtet uns gut und reichlich: Tachine, Brik, Salat, Kouskous, selbst gebackenes Fladenbrot und Kuchen, dazu Wein.
Mittwoch, 9. Mai, 3. Tag in Tunesien (Tag 5)
Nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir auf Richtung Kairouan. Riem und Nadja fahren im Toyota mit.
Wir besuchen zuerst die Sidi Oqba-Moschee aus dem Jahr 836 n. Chr. Mit ihren Säulengängen ist der bedeutendste islamische Bau Tunesiens, ein Beispiel für die maurische Sakralarchitektur. Kairouan ist nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertheiligste Stadt des Islam.
Unser Spaziergang durch führt zunächst zu einem Teppichladen, der in einem der schönsten Wohnpaläste untergebracht ist. Kairouan ist ein Zentrum der Teppichkunst. Ecki lässt sich Teppiche zeigen, er will seiner Tochter einen zum Geburtstag schenken. Wir verhandeln heftig mit, doch die Entscheidung ist zu schwer, er lässt es dann doch.
Wir laufen weiter durch die Altstadt bis zu dem Bir Barouta, einem heiligen Brunnen, dessen Schöpfrad von einem Kamel getrieben wird. Der Sage nach hat die Quelle Verbindung bis nach Mekka. Zahlreiche Pilger trinken andächtig das Wasser.
Eine weitere Moschee wird nicht gewünscht, also fahren wir zum Picknick unter Bäumen. Das wird nun häufig ein beliebtes Mittagsmahl: Fladenbrot oder Weißbrot, Wurst und Käse, Tomaten, Gurken und Orangen, anfangs noch aus Mouldis Garten, später auf den Märkten gekauft. Wasser hat er immer reichlich an Bord. Es bürgert sich ein, dass Friedrich, der gelernte Metzgermeister, Wurst und Käse gekonnt aufschneidet und auf dem Teller drapiert.
Mouldi lernt schnell, seine Fahrweise den Motorradfahrern anzupassen. Er hatte mich im Auto gefragt: „Können die nicht schnell fahren?“ Ich erkläre, dass sie sehr wohl schnell fahren können, aber sie wollen nicht, denn sie möchten auch etwas von der Landschaft sehen und außerdem birgt das Fahren in Gruppen einige Risiken.
Unterwegs machen wir in einem Cafe noch mal Pause. Dann, am Ortsanfang von Gafsa, beziehen wir unser Hotel „Gafsa Palace“.. Wir haben ein riesiges Zimmer mit Couchgarnitur. Aber, erst mal ist der Abfluss verstopft und nachdem wir den frei geräumt hatten, bricht der Strom zusammen. Das Haus macht keinen so guten Eindruck wie bisherigen. Frank hat ein winziges, mieses Zimmer. Er hatte bereits im Internet Negatives gelesen. Nun durfte diese „Erwartung“ nicht enttäuscht werden. Aber das Essen war sehr gut.
Donnerstag, 10. Mai, 3. Tag in Tunesien (6)
Wir verlassen Gafsa Richtung Bergoasen, fahren an Mides, der verlassenen Stadt vorbei, die bereits öfter als Filmkulisse diente, z.B. für „Der englische Patient“, durch die Oase, noch eine Böschung hinauf und parken schließlich unter Palmen. In einer schattigen Laube serviert uns ein Verwandter von Mouldi ein köstliches Mittagsmahl – Fladenbrote, mit Hackfleisch und Gemüse gefüllt. Der Mann bietet sich auch als Führer an.
Wir wollen eigentlich gar nicht weg, es ist so gemütlich hier. Die meisten raffen sich doch auf und gehen ein Stück durch die verlassene Stadt und am Rand der Schlucht entlang. Einige steigen sogar hinunter in das trockene Flussbett. Von hier unten wirken die gigantischen Felswände erst so richtig. Heute ist der erste richtig heiße Tag und man merkt, wir sind es noch nicht gewöhnt.
Irgendeiner hatte wohl über ständiges Anhalten und Fotografieren gemurrt (wahrscheinlich bei den „blauen Mäusen“) Mouldi nur kurz an einem Parkplatz von wo aus man den Wasserfall sehen kann und fährt dann mit der Bemerkung „die wollen ja doch nicht halten“ weiter bis zum Panoramapunkt auf der Höhe (mit Andenkenständen). Da ist Helmut Knobelspies doch sauer – er, Frank und Ecki fahren zurück. Ihre Fotos zeigen, es hat sich gelohnt.
Die anderen bleiben im Schatten, genießen die Aussicht und die kalten Getränke.
Da war kurz eine etwas schlechte Stimmung aufgekommen, aber man lernt daraus….(viele hatten gestern beim Briefing nicht zugehört, bzw. man hat nicht mit genügend Nachdruck Aufmerksamkeit eingefordert) Später, in Chebili, gehen nur Frank und ich zu dem anderen Wasserfall. Allen anderen ist es jetzt zu heiß. Wir gehen hier ganz allein den Weg zum Wasserlauf hinunter (was waren das vor 2 Jahren Touristenströme!!) Die Händler sitzen im Schatten. Ihre Tische mit den Versteinerungen stehen zugedeckt, allein. Nur Kinder bieten ausdauernd ihre Steine an, ich kaufe Mitbringsel für die Enkelinnen. Den Gang an die Stelle, wo aus dem Fels der Bach entspringt, das geht ja noch, den Bach ein Stück entlang, auch. Die Stufen und den steilen Weg bergauf, den will ich mir doch auch nicht zumuten, es ist zu heiß.
Der Zug „Die Rote Eidechse“ fährt heute nicht, deshalb fahren wir nun zum Hotel in Touzeur, wo wir 2 Nächte bleiben dürfen. Das dortige El Mouradi gefällt uns sehr gut.
Freitag, 11. Mai , 4. Tag in Tunesien (Tag 7)
Um 8.30 fahren wir nach Metlaoui zum Bahnhof der „Roten Eidechse“. Der „kleine Orientexpress“ war ein Geschenk der französischen Regierung an den Bey von Tunis im Jahr 1910. Schön restauriert, dient er jetzt als Touristenattraktion. Wir sind recht früh dran und dadurch die ersten, die den Salonwagen entern. Rote Plüschsessel stehen mit großem Abstand auf ihren geschwungenen Beinen. Die nächste Tür führt ins „Badezimmer“, der andere Wagon ist mit schwarzen Ledersofas ausgestattet. Es kommt noch eine französische und eine deutsche Gruppe. Nach längerem Warten setzt sich der Zug in Bewegung. Wir fahren an grauen Wagons vorbei, Großgeräte sind zu sehen – das ist der Phosphat-Abbau. Friedrich klärt uns auf. Phosphat wird nicht nur als Dünger, sondern bei der Herstellung von Wurst und Käse gebraucht, überhaupt spielt es in der Lebensmittelindustrie eine große Rolle und er verweist auf den bekanntesten deutschen Puddinghersteller….. Lustig ist im Ort die Begleitung durch Polizisten: Einer fährt mit dem Moped, überholt den Zug und stellt sich dann am Bahnübergang als lebendige „Schranke“ quer, ein Polizeiauto fährt nebenher.
Die Landschaften, die Felswände, die Seldja-Schlucht ist grandios, in die der Zug uns bringt. Zweimal dürfen wir aussteigen und fotografieren. Beim dritten Halt, an der Endstation, steigt die französische Gruppe in Geländeautos um. Unser Zug fährt wieder zurück nach Metlaoui und wir besteigen wieder die Zweiräder. An der Straße erregt ein Verkehrsschild „Achtung – Kamele“ unsere Aufmerksamkeit. Die Motorradfahrer finden das so witzig, dass jeder sich mit dem Schild fotografieren lässt. Kamele sehen wir nicht. An einem kleinen Schatten spendenden Baum halten wir unser Mittagspicknick: Tunesische Salami schmeckt! Dann kehren wir zum Hotel zurück und halten Siesta bis 16.00 Uhr.
Nun stehen schon Geländewagen mit ihren Fahrern bereit und holen uns zu einer Wüstentour ab. Als die ersten kleinen Dünen und Bodenwellen auftauchen, ruft unser Fahrer „Action!“ und es geht fröhlich rauf und runter. An einem riesigen Felsen, der wie ein liegendes Kamels hat aus der Sandwüste ragt, dem Kamelberg, gibt es eine Pause für Tee oder Wasser. Erstaunlich, wie gut die Hütten aus geflochtenen Palmblättern Schatten spenden, es ist sogar angenehm kühl. Als eine Horde Quads mit großem Lärm einfällt, fahren wir weiter bis an den Kamm einer großen Düne. Dort steigen wir erst mal aus und genießen die Landschaft, befühlen den Sand. Kann man da runterrutschen? Ecki muss das ausprobieren, es rutscht nur recht langsam. Beim zweiten Versuch nimmt er Anlauf und springt den Abhang ein Stück hinunter und rutscht dann mittels Beinarbeit nach unten, anschließend steigt er wieder herauf. Friedrich rutscht auch die Düne runter.
Dann steigen wir in die Autos – alle fahren nebeneinander die Düne hinunter – so steil - wird man sich überschlagen? Nein, natürlich nicht, sie können fahren…
In der Ebene fahren wir auf das Dorf Ong El Jemel zu. Es ist die Filmkulisse zu „Star-Wars“, innerhalb des Häuser-Runds stehen künstliche „Raketen“. Am Rande liegt ein Kamel und wartet auf Reiter. Kinder haben einen jungen Fenek, einen Wüstenfuchs, an der Leine und bieten an, sich mit ihm fotografieren zu lassen gegen Backschisch. Auch Schakale sind zu dem Zweck angeleint, aber das gefällt uns nicht so sehr. Überhaupt werden schon sehr kleine Kinder ins Verkaufen eingeübt. An scheinbar menschleerer Stelle steigen wir aus. Kinder laufen auf uns zu und bieten ihre Waren an. Wir fahren weiter nach Nefta und halten kurz an einem Aussichtspunkt an mit Blick auf die Oase und den großen Salzsee.
In Nefta, im Sahara-Palace, hatten wir 1984 genächtigt. „Bonzen“, sagt Mouldi. Das Hotel gehörte Bourguiba. Heute steht es leer und scheint zu verfallen.
Nach diesem ereignisreichen Tag kehren wir müde zu unserem wie immer reichhaltigen und wunderschönen Buffet im Hotel zurück.
Samstag, 12. Mai, 5. Tag in T. (Tag 8)
Heute verlassen wir Touzeur und nähern uns dem Chott El Jerid, dem großen Salzsee. Zunächst ist von Salz nichts zu sehen, er zeigt sich als riesige, hellbraune Fläche, im Inneren dann weiß. Wir halten einige Male an. Am Rande der weißen Flächen steht Wasser, darin zeigen sich rosa Ränder, das sind Algen? An den Löchern kann man auch die Dicke der Salzschicht erkennen. Man muss natürlich auf die weiße Fläche hinaus – ein tolles Gefühl – diese weiße, unendlich scheinende Ebene. Auf dem Fahrdamm geistert immer wieder eine Fata Morgana vor uns her.
Am Ende des Salzsees haben wir wieder herrlichen Sand. Wir biegen rechts ab, einen Feldweg rein und stehen plötzlich vor bizarren Sandfelsen, Kegel, Pilze, wunderbar rund. Mittendrin Hütten aus Palmblättern – ein Cafe in der Wüste! Dieser herrlich feine Sand – ich lasse mit Nadja Sand durch die Finger rieseln – fantastisch.
Weiter geht es nach Kebili. Beim dortigen Campingplatz gibt es heute unser Mittagessen: Spaghetti mit Fleisch, Salat, Küchle und Nachtisch. Die Wirtsleute, ein junges Ehepaar, Freunde von Mouldi, stellen dann ihren kleinen Sohn vor, der von Riem und Nadja bemuttert wird – die Eltern strahlen.
Auf dem Campingplatz stehen zwei Wohnwagen aus Frankreich zwischen niedrigen Bäumen. Aufkleber von Perestroika sind auch zu sehen.
Wir fahren nun nach Douz, in ein etwas älteres El Mourada, es gefällt uns aber recht gut. Herrlich der Innenhof mit Schwimmbad und - wie so oft im Land - Büsche mit lila und rot blühenden Bougenvilla.
Am späten Nachmittag besuchen wir die Innenstadt von Douz – ein riesiger quadratischer Marktplatz mit Arkaden ringsum.. An Ecki’s Motorradstiefel hängt die Sohle weg, alles kleben hilft nicht. „In Douz gibt es einen Schuhmacher, der macht so was“, hatte Mouldi gesagt. Die Schuhe reichen allerdings nur bis zum Knöchel, darin hat man keinen Halt. Der Mann versteht, worum es geht, „bin gleich wieder zurück“ und er fährt los. Wir trinken etwas, durchstöbern die Souvenirläden, finden Aufkleber und bald ist der Schuster zurück. Er hat hohe Schnürstiefel – wahrscheinlich Armeestiefel - mitgebracht. Sie sind etwas groß, aber Ecki kauft sie und sie halten die gesamte Tour bestens durch.
Sonntag, 13. Mai, 6. T-Tag (9 )
Wir starten wie immer nach dem Frühstück. Eine schnurgerade, geteerte Straße führt nach Süden.
Wer wollte Kamele fotografieren? Hier stehen vier oder fünf…Wir fahren weiter und machen kurz Pause. Plötzlich ertönt ein vielstimmiges „Mä, Mu…“: Jetzt kommen Kamele, viele, immer mehr ! Es ist schließlich eine riesige Herde, die sich, offensichtlich ohne Hirten, muhend an uns vorbei bewegt. „Die wissen, dort vorne gibt es einen Brunnen“, erklärt Mouldi. Die Herde erklimmt die Straße und nimmt sie ganz in Besitz. Wären wir einige Minuten später gekommen, wir stünden vielleicht mittendrin. Jetzt nähert sich von hinten ein Mann auf dem Moped. Er prescht über das Gelände, den Damm hoch, auf die Straße und er hat einige Mühe, die Kamele wieder von der Straße auf die mit Büschelgras bewachsenen Felder zu lenken. Das war ein Erlebnis! Tief beeindruckt fahren wir die Pipelinepiste weiter, die im rechten Winkel abbiegt. er. In der Ferne sieht man einen Kamin mit Flamme, das ist Erdgas. Aus der kargen Ebene erheben sich einige Sanddünen. Der ständige Wind hat einigen Sand auf die Straße geweht, zunächst flach, doch die Verwehungen werden immer tiefer. Manni geht unfreiwillig zu Boden. Wir halten, um die Straße erstmal in Augenschein zu nehmen. Einige fahren, viele schieben dann das Motorrad durch. Mouldi staunt – „da fährt man doch einfach durch!“ Ja, die leichten tunesischen Motorräder tun das. Mouldi kennt den Unterschied zwischen Gelände- und Straßenmaschinen nicht und kann auch das Gewicht nicht einschätzen..
Wir nähern uns Ksar Ghilane und müssen die Teerstraße verlassen, der holperige Naturweg fordert den Fahrern wieder einiges ab. Am Schluss - der Campingplatz liegt im tiefen, weichen Sand – gibt es halt wieder einige Bodenberührungen. Einige von uns entscheiden sich schließlich, die Motorräder neben dem Eingang zum Restaurant auf festem Grund zu parken.
Es ist ein Camp mit recht ordentlichen Wasch- und Toilettenräumen, Restaurant und Gästezimmern. Die Quartiere werden uns zugewiesen: Je 2 Personen beziehen ein Zelt, auf stabilen Stangen aufgebaut, mit 2 richtigen Betten drin und einer Decke als Tür. Noch ist es recht warm drin, drum legen einige sich mal gleich die Isomatten vor das Zelt und ruhen im Schatten.
Für den Nachmittag sind für Ausflüge in die Dünen Quads bestellt. In der nächsten Oase gibt es eine schwefelhaltige Thermalquelle. Wir haben keine Lust auf Quads und wandern mit Helmut K: zur Quelle, sitzen gemütlich im Schatten und genießen einige Tee, Kaffe, Wasser. Die Thermalquelle besteht aus zwei Tümpeln mit moorigen Rändern. Zunächst badet hier niemand – soll ich?? Ich überlege mir das lange, erkundige mich auch erst, wo ich mich duschen und umkleiden kann (in einer Bar für 5,-Dinar). Nun gehen auch andere Leute ins Wasser, also wage ich es auch. Es riecht zum Glück nicht zu stark. Jetzt kommen auch bayerische Motorradfahrer, die erzählen, dass sie mit dem Flugzeug nach Cherba geflogen sind uns sich die Maschinen haben bringen lassen. Heute sei der erste richtig warme Tag, zuvor hatten sie beim Fahren etwas gefroren. Mouldi kommt mit seiner Familie im Auto. Wir schauen uns am Rand der Sandwüste um. Zwei Reiter mit fantasievollen Umhängen kommen auf temperamentvollen Pferden daher, einige Kamele werden herangeführt, andere lagern bereits dort. Laute Motorgeräusche kündigen es an: die Quads kommen. Man sieht, wie viel Spaß die Männer haben. Wieder und wieder drehen sie Kurven im Sand und über die – hier allerdings nicht sehr hohen – Dünen. Schließlich ist ihre Zeit um, sie geben die Fahrzeuge ab.
Inzwischen ist eine ausreichende Anzahl Kamele eingetroffen. Wir werden – taxiert nach Größe und ?? - auf die Tiere verteilt. Sie liegen ja im Sand und es ist ein großen Hallo, wenn sich so ein Kamel erst mit den Hinterbeinen erhebt und der Reiter denkt, er kippt jetzt gleich runter, dann aber kippt er andersrum und dann steht das Tier. In zwei „Karawanen“ ziehen wir schließlich der Abendsonne entgegen – ein stimmungsvoller Ritt bis zu unserem Camp an. Ein Freund von Mouldi hat Brennholz gesammelt und ein Feuer angezündet. Er hat einen Teig aus Mehl, Salz und Wasser zubereitet, den er jetzt noch knetet und schließlich zu einem großen, runden Laib formt. Die Zweige sind heruntergebrannt. Er schiebt mit einem großen Ast die Glut zur Seite, sodass eine runde Mulde im Sand entsteht. Nun legt er den Teig hinein und schiebt die Glut wieder darüber. Wir unterhalten uns, beobachten Käfer und ihre Spuren im Sand und nach einer knappen halben Stunde wird das Brot wieder „ausgegraben“, mit dem Tuch von Asche und Sand gereinigt und unter uns aufgeteilt. Es schmeckt wunderbar und – entgegen aller Erwartung – haben wir keinen Sand zwischen den Zähnen. Nachdem wir den Sonnenuntergang genossen haben, begeben wir uns ins Camp. Auf dem offenen Feuer ist für uns ein Zicklein gegrillt worden. Zusammen mit leckeren Beilagen ein herrliches Abendessen, das mit einigen Flaschen Wein genossen wird. Einige bleiben noch lange sitzen uns staunen über den Sternenhimmel, der hier so intensiv und an Sternen reich ist. So was sieht man bei uns nicht.
Montag, 14. Mai, 7. Tunesien-Tag (10)
Nach der Zeltübernachtung gibt es ein bescheidenes Frühstücksbuffet – wie verwöhnt wir sind!! Und nun muss zuerst getankt werden, das geht hier von Hand: An einer Betonbude füllt der Tankwart aus Kanistern, mit Hilfe eines Trichters den Sprit ein. Auf der gleichen Betonpiste wie gestern müssen wir wieder zurückfahren. Diesmal fährt mein Mann mit Tempo durch eine tiefe Sandverwehung. Die Gummikuh pendelt und schwankt, ich halte die Luft an – aber wir schaffen es! Mouldi vorne sah uns schon am Boden und hat zu Allah gerufen vor Schreck. Der Reihe nach kommen alle durch, geschoben oder gefahren, aber nachdem man die Sache nun kennt, geht alles gut. Nachdem wir die Pipelinepiste verlassen hatten und uns Richtung Matmata bewegen, geht es raus aus der Ebene in das Bergland von Matmata – meist karge Berge mit kurvenreichen Straßen, Fahrspaß mit immer wieder fantastischen Ausblicken! Nebenbei erfuhren wir, dass auch hier im 2. Weltkrieg gekämpft wurde.
In Matmata machen wir in einem Cafe unter Bäumen Pause. Mich reizt es natürlich, das Höhlenhotel aufzusuchen, in dem wir 1984 übernachteten, ich laufe alleine los. Von weiten höre ich jämmerliches Geschrei. Es kommt von einem jungen Kamel, das an einem Haus angebunden ist. Als ich näher komme, gibt ein Junge ihm die Flasche und lädt mich ein, das auch zu tun und mich dabei zu fotografieren. Ich handle einen Preis aus, er drückt häufiger ab und will für jeden Klick extra bezahlt werden, das geht natürlich nicht, er bekommt Geld für zwei Klicks.
Die hier ansässigen Berber hatten kreisrund Trichter in die Erde gegraben, von da aus Zugänge in die einzelnen Höhlen Die meisten Trichter sind eingestürzt, es gibt heute kaum noch Wohnungen unten. Die Leute wohnen jetzt in Betonhäusern aber man hört, manche sehnen sich in die Höhlen zurück. Ein Höhlenhotel existiert noch – das aber war es nicht. Ich steige nach oben und fotografiere in einige Trichter hinein – vielleicht habe ich es erkannt. Ganz schön heiß in der Mittagshitze. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Auch nach Chenini führt eine wunderbare Motorradstrecke über Berge und durch Kurven. Eine Baustelle mit Schotterstraße in der Ebene kommt uns bei zunehmender Hitze unendlich vor. Und wieder Kurven, Berge, Berge, Kurven – auf den Höhen ist die Luft etwas angenehmer. Dann taucht aus einer Ebene ein riesiger Berg hervor - Douiret. Es dauert, bis wir am Fuß des Berges ankommen. Alle sind müde und ko - nun nur noch die Teerstraße hinauf und wir sind an unserm Hotel. Aber nix da, Mouldi fährt auf der Naturstraße, links um den Berg – warum?? Ich steige ins Auto, da ich das Motorrad und den Fahrer nicht belasten will. Die Straße wird immer schlechter. „Da sind doch letzte Woche auch so große Motorräder raufgefahren“, meint Mouldi. Ich schüttle schweigend den Kopf. „aber dann kommt ihr nicht zu eurem Hotel“. Ich verstehe nicht. Die Fahrer sind stehen geblieben. „Aufpassen, Helmut, aufpassen“, ruft Nadja, und „kleine Helmut – plumps!“ Er ist unfreiwillig abgestiegen und den meisten anderen geht es auch nicht gut. Frank und Ecki helfen die Motorräder auf dem schmalen Weg umdrehen. Murrend fährt auch Mouldi wieder den Berg runter und auf der anderen Seite die Teerstraße hoch. Auf dem Plateau ist doch Platz. Dürfen wir hier parken? Der Wirt hat nichts dagegen. „Jetzt müsst ihr halt die Treppen hoch laufen“. Einzig Ecki mit seiner Téneré ist hoch gefahren. Er kommt die Treppen runter und sagt zu Friedrich: Das hättet Ihr auch geschafft. Der meint, wir seien alt genug und müssten uns nicht mehr beweisen. Frank findet das richtig gut. Nun steigen wir mit dem Handgepäck ca. 50 hohe Stufen hinauf zum „2. Stock“. Zum Glück kann Mouldi mit seinem Geländewagen hochfahren, so dass wir das große Gepäck nicht schleppen müssen. Eckis Motorrad steht neben einem Durchgang. Hier nehmen wir noch mal einige Stufen und befinden uns in einem Innenhof, von dem aus, über einige Stufen oder ebenerdig, die Eingänge zu unseren „Zimmern“ zu erreichen sind. Hier sind die Höhlen in die steilen, aus weichem Kalkstein bestehenden, Berghänge gegraben. Der Vorhof ist mit einer Mauer umgeben, worin sich jetzt, da es als Hotel dient, ordentliche und gut funktionierende Toiletten- und Duschräume befinden, die natürlich sofort heftig frequentiert werden.. Handtücher erhalten wir auch reichlich.
In unserer Höhle stehen zwei Betten hintereinander an der Wand. Auf den Boden liegen Schaffelle und Teppiche. Die Betten bedecken handgewebte Tagesdecken (wie wir sie seit 1983 zu Hause haben). Wie angenehm kühl es hier innen ist, im Unterschied zum Hof und die Luft ist angenehmer als im Zelt. Hinter den Betten ist ein Durchgang in einen weiteren Raum, den wir nur als Ablage nutzen.
Zum Besteigen des Berges ist es zu spät und wir sind müde nach der langen Fahrt. Von der Terrasse aus genießen wir die gigantische Aussicht auf die Ebene und die gegenüberliegenden Tafelberge – hier sollte man mehr Zeit haben. Zum Abendessen treffen wir uns im Freien an einer langen Tafel. Als allerdings später ein heftiger Wind aufkommt, ziehen wir uns in unsere Höhlen zurück und schlafen gut. Wir hatten die Tür offen gelassen und werden in der Früh von einem Vogel geweckt, der im Höhleneingang einen Spiegel entdeckt und sich anpiept…lustig!
Dienstag, 15. Mai, 8. Tag in Tunesien (11. Tag)
Leider müssen wir Abschied nehmen vom Höhlenhotel. Eine Stunde später sehen wir ein anderes, verlassenes Berberdorf, das für den Tourismus restauriert wurde. Wir trinken Kaffe und fotografieren uns vor einem Brunnen im Hof. In den Gebäuden erleben wir, wie man sich vor der Hitze schützt: Zu den weiteren Räumen führt keine Tür von außen, sondern es geht in fast unendlichen Gängen, durch Gewölbe, von einem Raum zum anderen – heute hübsch dekoriert und als Nischen des Cafes ausgestattet. Vor dem Haus werden MTC 40+ Fotos geschossen.
Nach weiteren 2 Stunden Fahrt machen wir Kaffeepause in einem Ksar. Das sind Speicherburgen, die zum sicheren Aufbewahren der Nahrungsvorräte gebaut wurden. Nach außen sind die Mauern geschlossen. Durch ein Tor gelangt man in den Innenhof, wo die Ghorfas, die Speicher mit Tonnengewölbe, neben- und auch übereinander gebaut sind.
Eine Etappe weiter besuchen wir das Militärmuseum, das an die Kämpfe zwischen Rommels Armee und den Alliierten im 2. Weltkrieg erinnert. Wir erhalten eine Führung in Englisch. Hier standen sich die Truppen an einem Flussufer gegenüber. Die Kanonen und Bunker stehen noch am Originalstandort.
Die Mittagspause halten wir heute an einem Restaurant an der Straße und verzehrten frisch gegrilltes Lammfleisch. Es ist sonnig, aber ein starker Wind kommt auf. „Bis gestern War es noch schön warm“, erzählen Einheimische. Jetzt befahren wir eine der Nord-Süd-Hauptrouten – was für ein Unterschied – den Verkehr sind wir gar nicht mehr gewöhnt.
Wir übernachten in Mahres, einer Kleinstadt am Meer – kein Badestrand, aber ein hübsches kleines Hotel mit reichlich bepflanzten Innenhöfen. Hier sehen wir junge Geschäftsleute – Franzosen und Italiener im Gespräch mit Einheimischen – Hoffnungszeichen für die Wirtschaft
Mittwoch, 16. Mai, 9. Tag in Tunesien (12. Tag)
Während wir uns für die Abfahrt vorbereiten, passiert vor dem Hotel ein Unfall: ein Lastwagen hat einen jungen Fahrradfahrer angefahren und fuhr weiter. Die Mutter hält den Jungen in den Armen und schreit – furchtbar – holt denn niemand die Polizei? Hotelangestellte haben wohl angerufen, ein Sanka kommt. Mouldi drängt zum Aufbruch. Wenn die Polizei jetzt die Straße sperrt, können wir lang warten. Also fahren wir los. Auf der Straße höllisch Verkehr, wir wechseln auf die Autobahn. Die ist fast leer – langweilig aber angenehm. Bei der Hektik hatte Mouldi vergessen, eine Tankstelle anzufahren. Jetzt wird bei Friedrich der Sprit knapp. Er fährt vor, wir halten und tanken, die einen Sprit, die anderen Wasser --- und einige tun das Gegenteil…
Wir verlassen die Autobahn und kommen nach El Jem. Das Kolosseum im Jahr 238 erbaut, ist das drittgrößte Amphitheater des Römischen Reiches, heute zählt es zum Weltkulturerbe. Direkt davor parken wir und umrunden den gewaltigen Komplex, schlendern an Länden und Verkaufsständen vorbei und sitzen dann, direkt vor dem Eingang in einem Cafe. Der Besitzer spricht etwas Deutsch. Er sei in Metzingen gewesen, Hugo Boss und so. Mouldi vereinbart, dass wir bei ihm zu Mittag essen werden und inzwischen das Kolosseum besichtigen. Der Wirt fragt unsere Wünsche ab. Erst jetzt bemerken wir, dass drei Leute fehlen. Nun, der Ort ist nicht groß, sie werden uns finden. Plötzlich erscheinen drei Scheichs, Gerhard, Manni und Friedrich, täuschend echt verkleidet. Sie möchten sich neben einem Kamel fotografieren lassen. Der Besitzer verlangt 10 Dinar, das finden sie zu teuer. Nun, erklären die Tunesier, er muss auch Futter kaufen für das Tier.
Nun nehmen wir uns Zeit für die Besichtigung. Das Kolosseum mit seinen 3 übereinander liegenden Bogengängen bot Platz für 30-40 000 Zuschauer, die Wagen- und Hunderennen, Leichtathletik und Gladiatorenkämpfe und Tierkämpfe sehen konnten.
Danach sitzen wir wieder in „unserem“ Cafe, genießen frisch gepressten Orangensaft und dann unser Mittagessen – ein wirklich vorzügliches Brik, Putenspieß und Salat. Der Wirt hat das Fleisch frisch gekauft. Da zurzeit so wenig Touristen kommen, will er nichts vorrätig halten.
Wir bleiben noch lange sitzen, beobachten die vorbeigehenden Einheimischen, sehen hier schönes Kunstgewerbe, aber leider kaum Kundschaft.
Die Gegend, durch die wir nun fahren, wird von Olivenplantagen beherrscht.
Gegen 17.00 h treffen wir in Hammamed ein – eine gewaltige Hotelstadt – was für ein Kontrast! Nachdem, was wir im Land erlebten – total fremd. Leider reicht die Zeit nicht für einen Besuch der Altstadt mit ihrer traditionellen Medina. Wir gehen am Strand, an den Hotels entlang spazieren aber der starke Wind treibt uns bald ins Hotel zurück.
Donnerstag, 17. Mai, unser letzter Fahrtag in Tunesien (13. Tag)
Heute wollen wir die Halbinsel Cap Bon, die nord-östliche Spitze Tunesiens, umrunden. Der starke Verkehr, das rege wirtschaftliche Treiben in und um Hammamet belasten und erschweren das Fahren. Wenn wir erstmal aus der Stadt sind… Doch, auch da überall sehen wir Industrie und Gewerbe. Ich hatte mir die Halbinsel als ein beschauliches Naturreservat vorgestellt. Aber es ist einfach gut, wirtschaftliche Aktivität zu sehen.
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir an der südlichen Küste entlang. Aber, wie an den Vortagen, weht ein scharfer kalter Wind – eigentlich ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Wir machen Rast an einem idyllischen Platz: Hier gibt es fast weißen Sand, dann riesige Steinblöcke im Meer. Von der Veranda eines Cafes genießen wir diesen Ausblick, klettern über die Steine, liegen im Gras oder im Sand…. Im Hintergrund eine Festung, aber da müssen wir nicht rauf.
Mouldi führt uns dann etwas ins Landesinnere zu fast unbekannten römischen Schachtgräbern. Völlig offen zugänglich, ohne Zaun, ohne Warnhinweis – man könnte versehentlich hineintappen und sich 2 bis 3 Meter tiefer wieder finden…. Inder Nähe einer Großbaustelle, auf einem fast schattenlosen Parkplatz, gefällt es uns nicht, zu Mittag zu essen. Nach einigen Diskussionen fahren wir zu unserem idyllischen Platz zurück und bauen unseren Imbisstand auf. Da kommen Leute und bringen uns Plastikstühle von dem Cafe. Wo gäbe es das bei uns? Da kommt jemand um Mitgebrachtes zu verzehren und das Cafe stellt seine Stühle zur Verfügung? Der heftige Wind pustet uns fast weg, aber es ist fantastisch.
Weiter fahren wir an der Küste entlang bis fast zur Nordspitze. Das punische Ausgrabungsgelände zählt zu den archäologisch bedeutendsten Stätten Tunesiens, da hier die einzige rein punische Stadtanlage freigelegt wurde. Hier wurde nichts von den Römern überbaut. Es sind noch die originalen Hausfundamente, sogar Sitzbadewannen, zu sehen, auch ein Kanalisationssystem gab es hier. Und wieder begeistert uns der Blick auf das Meer. Zum Schluss sehen wir ein liebevoll eingerichtetes Museum..
Um die Spitze herum, auf der Nordseite ist das Land grüner – weiche Hügel, sanfte Täler. Hier herrscht Landwirtschaft vor. Nun wäre noch eine Besonderheit zu sehen: Die heißen Quellen von Korbus – sie erwärmen den Sand und das Meer. Das macht uns neugierig. Wir fahren erst zu einem Parkplatz über der Stelle (hier legt Helmut S. sein Motorrad zum letzten Mal um „Scheiß Tunesien, nie wieder komme ich hierher“. Wir überlegen: Bei dem Wind und der Kühle wird sich niemand ausziehen und ins Wasser gehen. Man kommt auch nicht direkt heran. Helmut K. fährt mal runter und schaut sich das Ganze an. „Von der Straße aus sieht man eigentlich nichts“ – also fahren wir auch nicht runter, entscheiden wir.
Wir fahren nun zu unserem Zielort Soliman. Es ist auch schon Spätnachmittag, also gehen wir ins Hotel, da kann man auch schwimmen. Was ist das nun? Plötzlich sind wir mitten in einem Markt und müssen uns durch die Menschenmenge, knapp an den Marktständen vorbei, durchschlängeln. Ein tolles Erlebnis. „Mensch, ist das schade, dass ich meine Helmkamera schon weggepackt hatte“, sagt Manni.. Die paar Schnappschüsse, die ich machen kann, geben den Eindruck nicht wieder.
Im Hotel beziehen wir großzügige Zimmer, eigentlich Appartements. Die Hotelhalle beeindruckt durch eine riesige Freitreppe in der Mitte, die vom 3. Stock nach unten führt. Das Tor zum Meer ist bereits geschlossen. Es ist wohl der starke Wind und der Pool liegt auch schon im Schatten, also wird aus dem Baden nichts mehr. Ja, und nun naht unser letztes gemeinsames Abendessen.
Wir lassen die Eindrücke noch mal Revue passieren, sitzen auch noch einige Zeit zusammen.
Freitag, 18. Mai (14. Tag)
Jetzt müssen wir unser Gepäck wieder aufladen. Ich darf bis zum Hafen bei Mouldi und Familie im Auto mitfahren. Nadja passt gut auf. Sie kennt alle Motorräder, wie sie der Reihe nach hinterher fahren. Bei der Ausfahrt aus dem Hof des Hotels ist Ecki noch nicht fertig. Nadja schreit „Mausi, Mausi nicht da!!, Als er folgt. „Mausi da“. Sie leidet unter Abschiedsschmerz. Wir hatten doch viele schöne Momente zusammen. Alle Mitfahrer hatten irgendwie mir ihr gescherzt, gespielt, Ecki am meisten. Wenn die Eltern sich unterhalten, ruft sie: Deutsch reden, nicht arabisch! Und immer verfolgt sie genau die Motorräder, wie sie über die riesigen Brücken fahren.
Bald sind wir am Hafen La Goulette. Mouldi begleitet die Fahrer zu den Schaltern um die Ausfahrt zu regeln. Ich passe auf die Motorräder auf. Zwei Fahrer aus Bayern stellen sich hinter uns auf. Händler kommen immer wieder, um ihre Waren anzubieten. Wir haben ja keine Möglichkeiten und wollen auch nicht irgendwas mitnehmen. Aber Tunesien-Aufkleber, die nehmen wir gern. Dann ist auch das erledigt.
Es kommt der Abschied. Auf Wiedersehen, Mouldi, Riem und Nadja! Es war eine schöne Zeit mit Euch, Ihr habt uns auf liebenswerte Weise Tunesien näher gebracht!
Wir warten nun vor dem Tor zum Hafen, das sich bald öffnet. Im Hafen gibt es die üblichen Wartezeiten. Auch hier bläst uns der heftige Wind fast weg. Einfahrt ins, Kabinen beziehen, die Hafenausfahrt beobachten. Jetzt erkennen wir manche Punkte, die wir besucht hatten und dann entschwindet Tunesien unseren Blicken.
Auf dem Schiff begegnen wir uns immer wieder. Soweit die Temperatur es erlaubt, sitzen wir an Deck. Die Bayern hatten wohl ohne detaillierte Kenntnisse das Land auf den bekannten Straßen durchfahren „da gibt’s ja nicht viel zu sehen, das hat man ja schnell“ Oh, wenn die wüssten, welch ein Unterschied das ist, mit einem Inländer, der Land und Leute kennt und mit guter Vorbereitung das Land zu bereisen.
Alle sind begeistert von der Reise. Die abwechslungsreiche Landschaft, die Mischung aus Natur und Kultur, aus Komfort und einfach ländlichen Unterkünften, war genau richtig. Die Gruppe hat sich gut verstanden und, vor allem: Es ging alles gut: kein Unfall, keine Panne, keine Krankheit – was will man mehr? – noch mal zusammen fahren!
Wolfram Bartsch
Wie es dazu kam?
Nun ja, wir waren bereits 1984 mit Motorrädern in Tunesien – Wolfram zum ersten Mal 1983.
Daran hatten wir gute Erinnerungen. Für mich war es – zunächst widerstrebend – die erste Begegnung mit dem Motorrad. Ich fuhr damals nur mit, weil Gundel Beck mit dem Auto dabei war. Sie war ganz scharf auf Tunesien, auf die Wüste (ich weniger) aber sie sagte, sie setzt sich auf kein Motorrad, das hat nur 2 Räder und fällt nämlich um.
Und kurze Zeit danach wurde ich eine begeisterte Sozia. …
Der zweite Grund: Im Herbst 2009 waren wir mit „Saharareisen “ in Libyen. Der Veranstalter – der Tunesier Mouldi Oueslati, führte uns am Ende dieser Reise noch eine Woche durch Tunesien - herrlich und erholsam, dieser Kontrast zu Libyen! Es war wunderschön und so entstand der Wunsch – noch mal nach Tunesien zu fahren und diesmal mit dem Motorrad. Wolfram arbeitete mit Mouldi zusammen die Tour aus.
„Saharareisen“ übernahm die Organisation, der MTC 40+ schrieb die Reise im „Ventil“ aus und wir warben persönlich bei allen uns bekannten Motorradfahrern.
So kam schließlich eine 9-Personen-Gruppe zusammen. Wir kannten alle bis auf zwei Teilnehmer – aber nur wenige kannten sich untereinander. Und trotzdem – es hat gepasst – es wurde eine Super-Gruppe. Wir kamen prima miteinander aus.
Fr., 4. Mai
Und so ging es los: Für die Leute aus dem Norden ist ja erst mal Deutschland zu durchqueren. Helmut Sakowski aus Bochum hat eine Verwandte in Sindelfingen, wo er Station macht. Fank Eggers, aus der Nähe von Hamburg, übernachtet bei uns.
Bei blauem Himmel und Sonnenschein starten wir am Freitag früh. An der Ratstätte Gruibingen schließt sich Helmut S. an und in der Nähe des Bodensees treffen wir Helmut Knobelspies. Gemeinsam fahren wir durch den Pfändertunnel und am Rhein entlang durch die Schweiz, durch den San-Bernardino-Tunnel, nach Italien und treffen schließlich am frühen Abend in einem kleinen Ort bei Mailand ein.
Der Hof des Hotels – eine Berg- und Tal-Bahn, die Zimmer – recht gut, das Restaurant – geschlossen. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Abendessen. Leider finden wir kein Restaurant, also kehren wir in einem Pizza-Imbiss ein, verzehren Pizza und dezimieren die Biervorräte. Es sei Regen angesagt, teilt man uns im Hotel mit und bietet uns Garagenplätze für die Motorräder an – sehr freundlich.
Samstag, 5. Mai, Abfahrt in Genua
Die restliche Strecke bis Genua ist recht kurz. Helmut K. , der sich gut auskennt, führt die Kleingruppe. Es zeigen sich wieder Wolken am Himmel. Wird es wie gestern, wo wir einige kurze Schauer durchfuhren? Der letztmögliche Parkplatz ist vorbei und nun werden die Wolken dicht und es regnet kräftig. Wir werden nass.
In Genua ist es wieder sonnig. Wir finden im Hafen rasch die richtige Spur und – schau: Gerhard Schweinzer aus Fürstenfeld, der mit uns 2010 in Rumänien war, ist schon da. Freudige Begrüßung, aber er hat Kummer: „Der Mann hier am Schalter macht Schwierigkeiten, ich bekomme kein Ticket“, sagt er. Wir versuchen es mit unseren Internet-Ausdrucken – es klappt. Nun vergleichen wir alle Papiere: Gerhard hat zwei Rückfahrscheine – Tunis-Genua, aber keinen für Genua-Tunis, also was tun? Wir gehen zum Terminal der Fährgesellschaften, um uns zu erkundigen, ggf. ein Ticket zu kaufen. Er hatte die Tickets direkt beim ÖAMTC bestellt. Am besten sollte er dort anrufen, aber sein handy tut es nicht. Mit meinem erreicht er sofort den ÖAMTC und die Dame, die ihm die Tickets verkauft hatte. Sie bemerkt den Fehler und verspricht, sofort das richtige Papier zu faxen. Ein freundlicher Angestellter an einem eigentlich geschlossenen Schalter gibt ihm seine Faxnummer und nach 5 Minuten ist das Papier da. Die Dame ruft nochmals an um sicherzustellen, ob alles geklappt hat. Das wäre geschafft! Gerhard erhält sein Ticket.
Nun werden wir angewiesen, mit dem Pass ins Gebäude der Einwanderungsbehörde zu gehen. Gerhard und Helmut K. stellen sich an, aber es tut sich nichts, der Schalter ist zu. Da will ich doch schnell noch bei Coop (wieder der weite Weg zum Terminal) einige Essens- und Getränkevorräte kaufen. Eckart Grütters, den wir von MTC-Fahrerlager kennen, ist inzwischen eingetroffen und kommt mit. Wieder zurück bei der Grenzpolizei – die Schlange ist gewachsen. Erst einige Zeit, nachdem das Schiff eingetroffen war, wird der Schalter geöffnet. Welcher Schalter ist für uns zuständig? Wir gehen zum rechten und sammeln uns bei dem von uns, der am weitesten vorn steht. Die Tunesier schimpfen nicht, sie akzeptieren das und geben uns sogar den Rat, alle sollten ihre Pässe dem einen geben, sie müssen nur in der Nähe bleiben. So funktioniert es und die am Schluss Eingetroffenen, Manfred Schönbohm und Friedrich Müller, können sich auf der Bank ausruhen und erhalten auch ihre Stempel.
Dieser Nachmittag fordert einige Geduld von uns, man steht sich buchstäblich die Beine in den Bauch. Wir werden zwar nach vorne gerufen, aber trotzdem heißt es: warten, warten, warten. Man hat Zeit, die ungeheuer hoch beladenen PKW, Transporter und Kleinbusse zu beobachten. Im Inneren sind sie bis zum Dach voll und auf dem Dach stapeln sich Möbel, Matratzen, Elektrogeräte, Motorroller und Ähnliches. Wenn die Tunesier nach einem oder zwei Jahren Arbeit in die Heimat fahren, muss möglichst viel mit.
Was mich wundert: Sonst, wenn wir am Hafen von Genua standen, sahen wir Scharen von Motorradfahrern und Autos, die, für die Wüstenfahrt ausgerüstet, auf die Fähre warteten.
Außer uns sind zwei Motorräder und ein Anhänger mit kleinen Crossmaschinen zu sehen.
Endlich, mit fast 2 Stunden Verspätung, beginnt die Einfahrt auf die Tunesische Autofähre „Carthage“. Vor uns ein alter Roller mit Koffern und Schachteln beladen, er kippt um.
Nach alter Gewohnheit eilen wir zur Rezeption um den Schlüssel für die Kabine zu holen – brauchen wir nicht: es gibt jetzt einen Zahlencode, der bereits auf dem Ticket gedruckt steht. Man ist verschwitzt und froh, die schweren Klamotten abzulegen und zu duschen.
Bis das Schiff ablegt, ist es bereits dunkel.
Nach einem kurzen Abendessen gehen wir noch ein wenig spazieren. Auf dem großen Schiff verteilt sich die Gruppe, gelegentlich trifft man sich. Wir gehen bald schlafen.
Sonntag, 6. Mai,
„Morgen, 9 Uhr, treffen wir uns zum Frühstück „ – hatte mein Mann gestern gesagt. Als ich ein wenig später losgehe, finde ich niemand im Restaurant. Sie stehen in der Schlange für die Einreiseabfertigung. Als sich einige von uns zusammentun, fragt der Uniformierte am Schalter: „Gruppe?“ Ja – Gruppe. Plötzlich wird alles anders. Wolfram muss mit den Pässen aller Mitglieder mitkommen, was zunächst Ärger auslöst. Später erweist es sich doch als einfacher.
Aber, als alles erledigt war, sind alle Restaurants zu, gnadenlos geschlossen – und ich hab Hunger!!!! Zum Glück hab ich bei Coop eingekauft. Die zwei Brötchen, Salami und Schokolade helfen der Hungersnot ab und dann gibt’s ja Mittagessen. Das Schiff hat Zeit gutgemacht: Die Ankunft findet planmäßig statt. Die Hitze und die Abgase im Laderaum sind lästig.. Nach einigem Suchen finden wir die Moppeds.
Endlich draußen, müssen wir durch Passkontrolle und Zoll, was einigermaßen zügig geht. Nun muss Helmut S. noch eine Kfz-Versicherung abschließen. Da ich kein Motorrad bewegen muss, kann ich helfen. Ich frage mich durch, wir müssen noch mal nach hinten. Als wir dran sind, muss man in Dinar bezahlen – wir haben noch keine – also frage ich mich zur Wechselstube durch – wieder zurück. Die Versicherung ist bezahlt, jetzt kommen wir endlich aus dem Hafen hinaus.
Ankunft in Tunis
Dort steht schon der Toyota mit den schönen Bildern von „Sahara-Reisen“ und wir begrüßen Mouldi herzlich. Ab jetzt können wir unser schweres Gepäck in sein Auto laden und haben es leichter. Alle reihen sich hinter ihm ein und er steuert uns durch Tunis, weit hinaus, Richtung Karthgago bis nach Gammarth. Ein schönes Hotel hier – tatsächlich, wir fahren in den Hof ein. Man betritt auf Marmorfußboden eine riesige achteckige Halle, in der Kuppel, holzvergitterte Fenster. In den großzügigen Sitzgruppen warten wir auf unsere ersten Zimmerschlüssel. Das Hotel besteht aus weitläufig angeordneten Gebäuden rund um den Innenhof mit Swimmingpool. Da ein recht frischer Wind aufgekommen ist, gehe ich nicht schwimmen, für andere ist in jedem Hotel der Pool eine willkommene Erfrischung.
Endlich kann man sich duschen und umziehen – man sieht wieder wie ein Mensch aus….
Ein reichlich gedecktes Buffet erwartet uns im Restaurant wo wir für unsere Gruppe abseits einen Tisch bekommen.
Montag, 7. Mai, 1. Tag in Tunesien
Das ist ja das Gute bei organisierten Reisen: man muss nicht in Motorradkluft zu Besichtigungen fahren, man wird transportiert.
Mouldi hat einen Freund – er hat deren viele – der einen Kleinbus hat – ok. Es ist ein alter VW-Bus, in dem wir gerade Platz finden. Es geht als Erstes zum Bardo-Museum – aber: auch in Tunis sind, wie überall, montags die Museen geschlossen. Wir fahren also in die Stadtmitte. Am Rand der Altstadt steigen wir aus. Hier, am Finanzministerium, führt unser Weg entlang. Dahinter stehen weitere Ministerien, von denen eines mit Stacheldraht abgesperrt ist. Am rechten Ende des Platzes demonstriert eine kleine Schar junger Leute. „Das ist schon toll“, meint Mouldi „die Leute protestieren und es wird im Fernsehen gezeigt. Früher wurde man dafür eingesperrt. Wir werden es schaffen, die Revolution hat Erfolg“. Er erzählt von der riesigen Kundgebung am 1. Mai. So etwas gab es vorher nie. Vor Hunderttausenden sprach der Ministerpräsident, es gab Musik und Lieder.
Wir gehen weiter zum Souk El Bey. Einige von der Gruppe sehen zum ersten Mal einen orientalischen Bazar. Es ist noch nicht viel los und wir schlendern gemütlich durch das bunte Treiben. Kleider, Lederwaren, Schmuck, Stoffe, prächtige Geschenkkörbe, Kunsthandwerk aus Metall werden angeboten, freundlich aber nicht aufdringlich. Es würde mich ja einiges reizen, doch auf dem Motorrad kann man leider - oder zum Glück - nichts mitnehmen. Wir kaufen etwas von den Süßigkeiten und essen sie mit Genuss. Gerhard lässt sich mit einem riesigen Umhang in einen Hirten verwandeln – man könnte ihn unter der Kapuze glatt als Tunesier ausgeben.
Mittagspause auf dem Dach: Mitten im Souk gehen wir durch eine schmale Tür und steigen eine Treppe hoch. Wir durchqueren ein mit Holz vertäfeltes Wohnzimmer, jetzt Gaststube. Weitere Stufen führen hinauf zur Dachterasse. Dort genießen wir Erfrischungsgetränke und einen grandiosen Ausblick auf die Stadt. „Brik“ wird serviert, eine Teigtasche mit Füllung, meist mit Ei – beliebt als Vorspeise oder Imbiss.
Danach streifen wir weiter durch den Souk. Am Ausgang stehen wir vor dem „Tor des Meeres“, von hier führt eine gerade Straße zum Meer. Hier, auf dem Boulevard Bourguiba, fanden im Februar 2011 die Massenproteste statt, hier haben die Leute demonstriert. „Wisst Ihr überhaupt, was wir geschafft haben?“ fragt Mouldi. „Wir haben unseren Diktator verjagt“.
In der Nähe des Innenministeriums sind auf dem Mittelstreifen Stacheldraht und einige Militärfahrzeuge zu sehen, aber wir bewegen uns unbehelligt und ich fotografiere die Kathedrale St-Vincent-de-Paul gegenüber.
Nach gemeinschaftlichem Erwerb einer Badehose für Ecki – er hat seine zu Haus vergessen -besteigen wir wieder unseren Kleinbus. Hier bietet ein Verwandter des Fahrers seinen PKW an, einige steigen um und wir fahren nach Karthago. Unsere Museumskarte gilt für alle Ausgrabungen.
Herrlich der Blick von der Höhe bei blauem Himmel und Sonne auf die römisch- punischen Ruinen! Im Hintergrund steht die mächtige Basilika, die sichtbar die Stadt überragt. Auf dem Weg halten wir an den Gräbern von Salambo. Der nächste historische Punkt - die Termen des Antonius Pius – direkt am Meer - beeindrucken uns noch viel mehr. Das ist zum einen die 15 m hohe Säule, die die Größe des Bauwerks andeutet und die gewaltigen unterirdischen Anlagen, zum anderen die Stimmung von Sonne, Himmel und Meer.
Es gäbe noch weitere „alte Steine“, aber die lassen wir aus und fahren nach Sidi Bou Said, dem alten Künstlerdorf mit den weiß getünchten Häusern und den blauen Fenstern und Türen. Vor dem Cafe des Nattes setzen wir uns für ein Gruppenfoto auf die Stufen. Wir spazieren weiter, essen Kringel, haben einen fantastischen Blick hinunter auf das Meer. In einer kleinen Seitenstraße setzen wir uns an ein Cafe, dort gibt es auch einen Briefkasten. Friedrich wird heftig von einem Händler belagert und kauft schließlich eine Kette und ein Armband für seine Frau.
Bei der Ausfahrt wird unser Bus von der Polizei angehalten – Papiere zeigen. Nach einigem Palaver gehen die Drei schließlich mit und kommen nach längerer Zeit - sichtlich sauer – zurück. Später erfahren wir: der VW-Bus mit dem roten Streifen ist als Sammeltaxi nur für eine bestimmte Strecke im Umland zugelassen und nicht für Touristen in Tunis…
Zurück im Hotel nutzen einige wieder den Pool und ich laufe zum Strand. Es ist sehr windig und schnell gehe ich wieder zurück.
Dienstag, 8. Mai, 2. Tag in Tunesien
Die Fahrt durch Tunis geht recht gut. (ich habe die gelbe Kutte an, damit man mich von hinten gut sieht) Wir fahren an vielen neuen Gewerbe- Handels- und Industriegebieten vorbei. Es gibt aber auch Brache, Schutt etc. und am Meer entlang schöne Wohngebiete.
Außerhalb der Stadt erreichen wir bald das römische Aquädukt und halten an zum Fotografieren.
Südwestlich von Tunis empfängt uns eine grüne, hügelige Landschaft – fast toscanisch. Die Landwirtschaft wird meist mit Traktoren betrieben, teilweise auch mit dem Esel. Vorbei an Viehweiden, Obst- und Olivenbäumen sehen wir Fuhrwerke, die Ballen aufladen. Ist das bereits Getreideernte – nein das ist Heu, sagt Mouldi.
Bein ersten Halt in einem Ort kaufen wir Getränke. Friedrich begutachtet die geschlachteten Hammel, die - in Plastik gehüllt, am Straßenrand aufgehängt sind als ordentlich und sauber. Einige Teile liegen auf dem Grill. Gerhard probiert und Ecki muss anfangs viel telefonieren, damit zu Hause das Geschäft läuft.
In einem Hotel bei Dougga gibt es extra für uns Wildschweinbraten zu Mittag – mager und zart, als Vorspeise Brik..
Dougga – Weltkulturerbe – zählt zu den besterhaltenen Römischen Ausgrabungen.
Ein 76-jähriger Herr führt uns auf Deutsch und zeigt den Tempel, die Terme, den Markt, Wohnhäuser, Bordell und die Gemeinschaftslatrine – im Halbrund gebaut. Wir nehmen natürlich Platz. Dort sollen Herren und Damen gemischt „gethront“ haben, nebenbei Geschäfte abgewickelt. Wie soll das gehen?? Es war die Tunika, die alles vornehm verdeckte – und die Reinigung - ein Schwamm an einen Stab gebunden, zu Füßen eine Wasserrinne – usw.
In Bou Arada tanken wir und fahren dann zu Mouldi’s Berghof, dem Ort seiner Geburt. Ich fahre im Auto mit, denn ich kenne die Straßenzustände – „Naturstraße“. Alle kommen gut rauf – es ist schon eine Herausforderung!! Im bescheidenen Hof der Schwägerin gibt es den berühmten Pfefferminztee – wir sitzen in der Runde und unterhalten uns. Dann gehen wir zusammen spazieren. Wir sind von der Bergwelt, der Ruhe, der Natur, den Schafen begeistert – sofort hätten einige Ideen für Tourismus. Leider gibt es noch immer keine Wasserleitung bis zu den Höfen, das Leben ist beschwerlich. Sie hoffen jetzt auf Besserung. Mouldi hat sein Elternhaus renoviert und für Gäste etwas angebaut.
Mouldi’s Haus unten in der Stadt – was für ein Kontrast: Mit hellen Ziegeln gemauert, Anbauten mit Gästezimmern im Halbrund. Hier werden wir übernachten. Die Zimmer werden an 6 Teilnehmer verteilt. Wir kommen in Nadja’s Kinderzimmer, Helmut K. darf auf der Wohnzimmercouch schlafen. Mouldi’s Frau Riem – sie hatte uns, zusammen mit Nadja bereits mittags an der Straße gewinkt – öffnet das Tor. Nadja, jetzt 4 Jahre alt, wird gleich mit einem Helm bedacht, was sie zuerst etwas irritiert. Doch als ihre Freundin auch einen Helm aufsetzt, blitzen ihre schwarzen Augen und sie lacht. Sie nimmt schnell Kontakt auf und hat keine Scheu, ihre gelernten deutschen Wörter anzubringen. Auch Riem spricht jetzt viel besser deutsch als vor 2 Jahren, also haben wir schnell „Familienanschluss“ Riem bewirtet uns gut und reichlich: Tachine, Brik, Salat, Kouskous, selbst gebackenes Fladenbrot und Kuchen, dazu Wein.
Mittwoch, 9. Mai, 3. Tag in Tunesien (Tag 5)
Nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir auf Richtung Kairouan. Riem und Nadja fahren im Toyota mit.
Wir besuchen zuerst die Sidi Oqba-Moschee aus dem Jahr 836 n. Chr. Mit ihren Säulengängen ist der bedeutendste islamische Bau Tunesiens, ein Beispiel für die maurische Sakralarchitektur. Kairouan ist nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertheiligste Stadt des Islam.
Unser Spaziergang durch führt zunächst zu einem Teppichladen, der in einem der schönsten Wohnpaläste untergebracht ist. Kairouan ist ein Zentrum der Teppichkunst. Ecki lässt sich Teppiche zeigen, er will seiner Tochter einen zum Geburtstag schenken. Wir verhandeln heftig mit, doch die Entscheidung ist zu schwer, er lässt es dann doch.
Wir laufen weiter durch die Altstadt bis zu dem Bir Barouta, einem heiligen Brunnen, dessen Schöpfrad von einem Kamel getrieben wird. Der Sage nach hat die Quelle Verbindung bis nach Mekka. Zahlreiche Pilger trinken andächtig das Wasser.
Eine weitere Moschee wird nicht gewünscht, also fahren wir zum Picknick unter Bäumen. Das wird nun häufig ein beliebtes Mittagsmahl: Fladenbrot oder Weißbrot, Wurst und Käse, Tomaten, Gurken und Orangen, anfangs noch aus Mouldis Garten, später auf den Märkten gekauft. Wasser hat er immer reichlich an Bord. Es bürgert sich ein, dass Friedrich, der gelernte Metzgermeister, Wurst und Käse gekonnt aufschneidet und auf dem Teller drapiert.
Mouldi lernt schnell, seine Fahrweise den Motorradfahrern anzupassen. Er hatte mich im Auto gefragt: „Können die nicht schnell fahren?“ Ich erkläre, dass sie sehr wohl schnell fahren können, aber sie wollen nicht, denn sie möchten auch etwas von der Landschaft sehen und außerdem birgt das Fahren in Gruppen einige Risiken.
Unterwegs machen wir in einem Cafe noch mal Pause. Dann, am Ortsanfang von Gafsa, beziehen wir unser Hotel „Gafsa Palace“.. Wir haben ein riesiges Zimmer mit Couchgarnitur. Aber, erst mal ist der Abfluss verstopft und nachdem wir den frei geräumt hatten, bricht der Strom zusammen. Das Haus macht keinen so guten Eindruck wie bisherigen. Frank hat ein winziges, mieses Zimmer. Er hatte bereits im Internet Negatives gelesen. Nun durfte diese „Erwartung“ nicht enttäuscht werden. Aber das Essen war sehr gut.
Donnerstag, 10. Mai, 3. Tag in Tunesien (6)
Wir verlassen Gafsa Richtung Bergoasen, fahren an Mides, der verlassenen Stadt vorbei, die bereits öfter als Filmkulisse diente, z.B. für „Der englische Patient“, durch die Oase, noch eine Böschung hinauf und parken schließlich unter Palmen. In einer schattigen Laube serviert uns ein Verwandter von Mouldi ein köstliches Mittagsmahl – Fladenbrote, mit Hackfleisch und Gemüse gefüllt. Der Mann bietet sich auch als Führer an.
Wir wollen eigentlich gar nicht weg, es ist so gemütlich hier. Die meisten raffen sich doch auf und gehen ein Stück durch die verlassene Stadt und am Rand der Schlucht entlang. Einige steigen sogar hinunter in das trockene Flussbett. Von hier unten wirken die gigantischen Felswände erst so richtig. Heute ist der erste richtig heiße Tag und man merkt, wir sind es noch nicht gewöhnt.
Irgendeiner hatte wohl über ständiges Anhalten und Fotografieren gemurrt (wahrscheinlich bei den „blauen Mäusen“) Mouldi nur kurz an einem Parkplatz von wo aus man den Wasserfall sehen kann und fährt dann mit der Bemerkung „die wollen ja doch nicht halten“ weiter bis zum Panoramapunkt auf der Höhe (mit Andenkenständen). Da ist Helmut Knobelspies doch sauer – er, Frank und Ecki fahren zurück. Ihre Fotos zeigen, es hat sich gelohnt.
Die anderen bleiben im Schatten, genießen die Aussicht und die kalten Getränke.
Da war kurz eine etwas schlechte Stimmung aufgekommen, aber man lernt daraus….(viele hatten gestern beim Briefing nicht zugehört, bzw. man hat nicht mit genügend Nachdruck Aufmerksamkeit eingefordert) Später, in Chebili, gehen nur Frank und ich zu dem anderen Wasserfall. Allen anderen ist es jetzt zu heiß. Wir gehen hier ganz allein den Weg zum Wasserlauf hinunter (was waren das vor 2 Jahren Touristenströme!!) Die Händler sitzen im Schatten. Ihre Tische mit den Versteinerungen stehen zugedeckt, allein. Nur Kinder bieten ausdauernd ihre Steine an, ich kaufe Mitbringsel für die Enkelinnen. Den Gang an die Stelle, wo aus dem Fels der Bach entspringt, das geht ja noch, den Bach ein Stück entlang, auch. Die Stufen und den steilen Weg bergauf, den will ich mir doch auch nicht zumuten, es ist zu heiß.
Der Zug „Die Rote Eidechse“ fährt heute nicht, deshalb fahren wir nun zum Hotel in Touzeur, wo wir 2 Nächte bleiben dürfen. Das dortige El Mouradi gefällt uns sehr gut.
Freitag, 11. Mai , 4. Tag in Tunesien (Tag 7)
Um 8.30 fahren wir nach Metlaoui zum Bahnhof der „Roten Eidechse“. Der „kleine Orientexpress“ war ein Geschenk der französischen Regierung an den Bey von Tunis im Jahr 1910. Schön restauriert, dient er jetzt als Touristenattraktion. Wir sind recht früh dran und dadurch die ersten, die den Salonwagen entern. Rote Plüschsessel stehen mit großem Abstand auf ihren geschwungenen Beinen. Die nächste Tür führt ins „Badezimmer“, der andere Wagon ist mit schwarzen Ledersofas ausgestattet. Es kommt noch eine französische und eine deutsche Gruppe. Nach längerem Warten setzt sich der Zug in Bewegung. Wir fahren an grauen Wagons vorbei, Großgeräte sind zu sehen – das ist der Phosphat-Abbau. Friedrich klärt uns auf. Phosphat wird nicht nur als Dünger, sondern bei der Herstellung von Wurst und Käse gebraucht, überhaupt spielt es in der Lebensmittelindustrie eine große Rolle und er verweist auf den bekanntesten deutschen Puddinghersteller….. Lustig ist im Ort die Begleitung durch Polizisten: Einer fährt mit dem Moped, überholt den Zug und stellt sich dann am Bahnübergang als lebendige „Schranke“ quer, ein Polizeiauto fährt nebenher.
Die Landschaften, die Felswände, die Seldja-Schlucht ist grandios, in die der Zug uns bringt. Zweimal dürfen wir aussteigen und fotografieren. Beim dritten Halt, an der Endstation, steigt die französische Gruppe in Geländeautos um. Unser Zug fährt wieder zurück nach Metlaoui und wir besteigen wieder die Zweiräder. An der Straße erregt ein Verkehrsschild „Achtung – Kamele“ unsere Aufmerksamkeit. Die Motorradfahrer finden das so witzig, dass jeder sich mit dem Schild fotografieren lässt. Kamele sehen wir nicht. An einem kleinen Schatten spendenden Baum halten wir unser Mittagspicknick: Tunesische Salami schmeckt! Dann kehren wir zum Hotel zurück und halten Siesta bis 16.00 Uhr.
Nun stehen schon Geländewagen mit ihren Fahrern bereit und holen uns zu einer Wüstentour ab. Als die ersten kleinen Dünen und Bodenwellen auftauchen, ruft unser Fahrer „Action!“ und es geht fröhlich rauf und runter. An einem riesigen Felsen, der wie ein liegendes Kamels hat aus der Sandwüste ragt, dem Kamelberg, gibt es eine Pause für Tee oder Wasser. Erstaunlich, wie gut die Hütten aus geflochtenen Palmblättern Schatten spenden, es ist sogar angenehm kühl. Als eine Horde Quads mit großem Lärm einfällt, fahren wir weiter bis an den Kamm einer großen Düne. Dort steigen wir erst mal aus und genießen die Landschaft, befühlen den Sand. Kann man da runterrutschen? Ecki muss das ausprobieren, es rutscht nur recht langsam. Beim zweiten Versuch nimmt er Anlauf und springt den Abhang ein Stück hinunter und rutscht dann mittels Beinarbeit nach unten, anschließend steigt er wieder herauf. Friedrich rutscht auch die Düne runter.
Dann steigen wir in die Autos – alle fahren nebeneinander die Düne hinunter – so steil - wird man sich überschlagen? Nein, natürlich nicht, sie können fahren…
In der Ebene fahren wir auf das Dorf Ong El Jemel zu. Es ist die Filmkulisse zu „Star-Wars“, innerhalb des Häuser-Runds stehen künstliche „Raketen“. Am Rande liegt ein Kamel und wartet auf Reiter. Kinder haben einen jungen Fenek, einen Wüstenfuchs, an der Leine und bieten an, sich mit ihm fotografieren zu lassen gegen Backschisch. Auch Schakale sind zu dem Zweck angeleint, aber das gefällt uns nicht so sehr. Überhaupt werden schon sehr kleine Kinder ins Verkaufen eingeübt. An scheinbar menschleerer Stelle steigen wir aus. Kinder laufen auf uns zu und bieten ihre Waren an. Wir fahren weiter nach Nefta und halten kurz an einem Aussichtspunkt an mit Blick auf die Oase und den großen Salzsee.
In Nefta, im Sahara-Palace, hatten wir 1984 genächtigt. „Bonzen“, sagt Mouldi. Das Hotel gehörte Bourguiba. Heute steht es leer und scheint zu verfallen.
Nach diesem ereignisreichen Tag kehren wir müde zu unserem wie immer reichhaltigen und wunderschönen Buffet im Hotel zurück.
Samstag, 12. Mai, 5. Tag in T. (Tag 8)
Heute verlassen wir Touzeur und nähern uns dem Chott El Jerid, dem großen Salzsee. Zunächst ist von Salz nichts zu sehen, er zeigt sich als riesige, hellbraune Fläche, im Inneren dann weiß. Wir halten einige Male an. Am Rande der weißen Flächen steht Wasser, darin zeigen sich rosa Ränder, das sind Algen? An den Löchern kann man auch die Dicke der Salzschicht erkennen. Man muss natürlich auf die weiße Fläche hinaus – ein tolles Gefühl – diese weiße, unendlich scheinende Ebene. Auf dem Fahrdamm geistert immer wieder eine Fata Morgana vor uns her.
Am Ende des Salzsees haben wir wieder herrlichen Sand. Wir biegen rechts ab, einen Feldweg rein und stehen plötzlich vor bizarren Sandfelsen, Kegel, Pilze, wunderbar rund. Mittendrin Hütten aus Palmblättern – ein Cafe in der Wüste! Dieser herrlich feine Sand – ich lasse mit Nadja Sand durch die Finger rieseln – fantastisch.
Weiter geht es nach Kebili. Beim dortigen Campingplatz gibt es heute unser Mittagessen: Spaghetti mit Fleisch, Salat, Küchle und Nachtisch. Die Wirtsleute, ein junges Ehepaar, Freunde von Mouldi, stellen dann ihren kleinen Sohn vor, der von Riem und Nadja bemuttert wird – die Eltern strahlen.
Auf dem Campingplatz stehen zwei Wohnwagen aus Frankreich zwischen niedrigen Bäumen. Aufkleber von Perestroika sind auch zu sehen.
Wir fahren nun nach Douz, in ein etwas älteres El Mourada, es gefällt uns aber recht gut. Herrlich der Innenhof mit Schwimmbad und - wie so oft im Land - Büsche mit lila und rot blühenden Bougenvilla.
Am späten Nachmittag besuchen wir die Innenstadt von Douz – ein riesiger quadratischer Marktplatz mit Arkaden ringsum.. An Ecki’s Motorradstiefel hängt die Sohle weg, alles kleben hilft nicht. „In Douz gibt es einen Schuhmacher, der macht so was“, hatte Mouldi gesagt. Die Schuhe reichen allerdings nur bis zum Knöchel, darin hat man keinen Halt. Der Mann versteht, worum es geht, „bin gleich wieder zurück“ und er fährt los. Wir trinken etwas, durchstöbern die Souvenirläden, finden Aufkleber und bald ist der Schuster zurück. Er hat hohe Schnürstiefel – wahrscheinlich Armeestiefel - mitgebracht. Sie sind etwas groß, aber Ecki kauft sie und sie halten die gesamte Tour bestens durch.
Sonntag, 13. Mai, 6. T-Tag (9 )
Wir starten wie immer nach dem Frühstück. Eine schnurgerade, geteerte Straße führt nach Süden.
Wer wollte Kamele fotografieren? Hier stehen vier oder fünf…Wir fahren weiter und machen kurz Pause. Plötzlich ertönt ein vielstimmiges „Mä, Mu…“: Jetzt kommen Kamele, viele, immer mehr ! Es ist schließlich eine riesige Herde, die sich, offensichtlich ohne Hirten, muhend an uns vorbei bewegt. „Die wissen, dort vorne gibt es einen Brunnen“, erklärt Mouldi. Die Herde erklimmt die Straße und nimmt sie ganz in Besitz. Wären wir einige Minuten später gekommen, wir stünden vielleicht mittendrin. Jetzt nähert sich von hinten ein Mann auf dem Moped. Er prescht über das Gelände, den Damm hoch, auf die Straße und er hat einige Mühe, die Kamele wieder von der Straße auf die mit Büschelgras bewachsenen Felder zu lenken. Das war ein Erlebnis! Tief beeindruckt fahren wir die Pipelinepiste weiter, die im rechten Winkel abbiegt. er. In der Ferne sieht man einen Kamin mit Flamme, das ist Erdgas. Aus der kargen Ebene erheben sich einige Sanddünen. Der ständige Wind hat einigen Sand auf die Straße geweht, zunächst flach, doch die Verwehungen werden immer tiefer. Manni geht unfreiwillig zu Boden. Wir halten, um die Straße erstmal in Augenschein zu nehmen. Einige fahren, viele schieben dann das Motorrad durch. Mouldi staunt – „da fährt man doch einfach durch!“ Ja, die leichten tunesischen Motorräder tun das. Mouldi kennt den Unterschied zwischen Gelände- und Straßenmaschinen nicht und kann auch das Gewicht nicht einschätzen..
Wir nähern uns Ksar Ghilane und müssen die Teerstraße verlassen, der holperige Naturweg fordert den Fahrern wieder einiges ab. Am Schluss - der Campingplatz liegt im tiefen, weichen Sand – gibt es halt wieder einige Bodenberührungen. Einige von uns entscheiden sich schließlich, die Motorräder neben dem Eingang zum Restaurant auf festem Grund zu parken.
Es ist ein Camp mit recht ordentlichen Wasch- und Toilettenräumen, Restaurant und Gästezimmern. Die Quartiere werden uns zugewiesen: Je 2 Personen beziehen ein Zelt, auf stabilen Stangen aufgebaut, mit 2 richtigen Betten drin und einer Decke als Tür. Noch ist es recht warm drin, drum legen einige sich mal gleich die Isomatten vor das Zelt und ruhen im Schatten.
Für den Nachmittag sind für Ausflüge in die Dünen Quads bestellt. In der nächsten Oase gibt es eine schwefelhaltige Thermalquelle. Wir haben keine Lust auf Quads und wandern mit Helmut K: zur Quelle, sitzen gemütlich im Schatten und genießen einige Tee, Kaffe, Wasser. Die Thermalquelle besteht aus zwei Tümpeln mit moorigen Rändern. Zunächst badet hier niemand – soll ich?? Ich überlege mir das lange, erkundige mich auch erst, wo ich mich duschen und umkleiden kann (in einer Bar für 5,-Dinar). Nun gehen auch andere Leute ins Wasser, also wage ich es auch. Es riecht zum Glück nicht zu stark. Jetzt kommen auch bayerische Motorradfahrer, die erzählen, dass sie mit dem Flugzeug nach Cherba geflogen sind uns sich die Maschinen haben bringen lassen. Heute sei der erste richtig warme Tag, zuvor hatten sie beim Fahren etwas gefroren. Mouldi kommt mit seiner Familie im Auto. Wir schauen uns am Rand der Sandwüste um. Zwei Reiter mit fantasievollen Umhängen kommen auf temperamentvollen Pferden daher, einige Kamele werden herangeführt, andere lagern bereits dort. Laute Motorgeräusche kündigen es an: die Quads kommen. Man sieht, wie viel Spaß die Männer haben. Wieder und wieder drehen sie Kurven im Sand und über die – hier allerdings nicht sehr hohen – Dünen. Schließlich ist ihre Zeit um, sie geben die Fahrzeuge ab.
Inzwischen ist eine ausreichende Anzahl Kamele eingetroffen. Wir werden – taxiert nach Größe und ?? - auf die Tiere verteilt. Sie liegen ja im Sand und es ist ein großen Hallo, wenn sich so ein Kamel erst mit den Hinterbeinen erhebt und der Reiter denkt, er kippt jetzt gleich runter, dann aber kippt er andersrum und dann steht das Tier. In zwei „Karawanen“ ziehen wir schließlich der Abendsonne entgegen – ein stimmungsvoller Ritt bis zu unserem Camp an. Ein Freund von Mouldi hat Brennholz gesammelt und ein Feuer angezündet. Er hat einen Teig aus Mehl, Salz und Wasser zubereitet, den er jetzt noch knetet und schließlich zu einem großen, runden Laib formt. Die Zweige sind heruntergebrannt. Er schiebt mit einem großen Ast die Glut zur Seite, sodass eine runde Mulde im Sand entsteht. Nun legt er den Teig hinein und schiebt die Glut wieder darüber. Wir unterhalten uns, beobachten Käfer und ihre Spuren im Sand und nach einer knappen halben Stunde wird das Brot wieder „ausgegraben“, mit dem Tuch von Asche und Sand gereinigt und unter uns aufgeteilt. Es schmeckt wunderbar und – entgegen aller Erwartung – haben wir keinen Sand zwischen den Zähnen. Nachdem wir den Sonnenuntergang genossen haben, begeben wir uns ins Camp. Auf dem offenen Feuer ist für uns ein Zicklein gegrillt worden. Zusammen mit leckeren Beilagen ein herrliches Abendessen, das mit einigen Flaschen Wein genossen wird. Einige bleiben noch lange sitzen uns staunen über den Sternenhimmel, der hier so intensiv und an Sternen reich ist. So was sieht man bei uns nicht.
Montag, 14. Mai, 7. Tunesien-Tag (10)
Nach der Zeltübernachtung gibt es ein bescheidenes Frühstücksbuffet – wie verwöhnt wir sind!! Und nun muss zuerst getankt werden, das geht hier von Hand: An einer Betonbude füllt der Tankwart aus Kanistern, mit Hilfe eines Trichters den Sprit ein. Auf der gleichen Betonpiste wie gestern müssen wir wieder zurückfahren. Diesmal fährt mein Mann mit Tempo durch eine tiefe Sandverwehung. Die Gummikuh pendelt und schwankt, ich halte die Luft an – aber wir schaffen es! Mouldi vorne sah uns schon am Boden und hat zu Allah gerufen vor Schreck. Der Reihe nach kommen alle durch, geschoben oder gefahren, aber nachdem man die Sache nun kennt, geht alles gut. Nachdem wir die Pipelinepiste verlassen hatten und uns Richtung Matmata bewegen, geht es raus aus der Ebene in das Bergland von Matmata – meist karge Berge mit kurvenreichen Straßen, Fahrspaß mit immer wieder fantastischen Ausblicken! Nebenbei erfuhren wir, dass auch hier im 2. Weltkrieg gekämpft wurde.
In Matmata machen wir in einem Cafe unter Bäumen Pause. Mich reizt es natürlich, das Höhlenhotel aufzusuchen, in dem wir 1984 übernachteten, ich laufe alleine los. Von weiten höre ich jämmerliches Geschrei. Es kommt von einem jungen Kamel, das an einem Haus angebunden ist. Als ich näher komme, gibt ein Junge ihm die Flasche und lädt mich ein, das auch zu tun und mich dabei zu fotografieren. Ich handle einen Preis aus, er drückt häufiger ab und will für jeden Klick extra bezahlt werden, das geht natürlich nicht, er bekommt Geld für zwei Klicks.
Die hier ansässigen Berber hatten kreisrund Trichter in die Erde gegraben, von da aus Zugänge in die einzelnen Höhlen Die meisten Trichter sind eingestürzt, es gibt heute kaum noch Wohnungen unten. Die Leute wohnen jetzt in Betonhäusern aber man hört, manche sehnen sich in die Höhlen zurück. Ein Höhlenhotel existiert noch – das aber war es nicht. Ich steige nach oben und fotografiere in einige Trichter hinein – vielleicht habe ich es erkannt. Ganz schön heiß in der Mittagshitze. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Auch nach Chenini führt eine wunderbare Motorradstrecke über Berge und durch Kurven. Eine Baustelle mit Schotterstraße in der Ebene kommt uns bei zunehmender Hitze unendlich vor. Und wieder Kurven, Berge, Berge, Kurven – auf den Höhen ist die Luft etwas angenehmer. Dann taucht aus einer Ebene ein riesiger Berg hervor - Douiret. Es dauert, bis wir am Fuß des Berges ankommen. Alle sind müde und ko - nun nur noch die Teerstraße hinauf und wir sind an unserm Hotel. Aber nix da, Mouldi fährt auf der Naturstraße, links um den Berg – warum?? Ich steige ins Auto, da ich das Motorrad und den Fahrer nicht belasten will. Die Straße wird immer schlechter. „Da sind doch letzte Woche auch so große Motorräder raufgefahren“, meint Mouldi. Ich schüttle schweigend den Kopf. „aber dann kommt ihr nicht zu eurem Hotel“. Ich verstehe nicht. Die Fahrer sind stehen geblieben. „Aufpassen, Helmut, aufpassen“, ruft Nadja, und „kleine Helmut – plumps!“ Er ist unfreiwillig abgestiegen und den meisten anderen geht es auch nicht gut. Frank und Ecki helfen die Motorräder auf dem schmalen Weg umdrehen. Murrend fährt auch Mouldi wieder den Berg runter und auf der anderen Seite die Teerstraße hoch. Auf dem Plateau ist doch Platz. Dürfen wir hier parken? Der Wirt hat nichts dagegen. „Jetzt müsst ihr halt die Treppen hoch laufen“. Einzig Ecki mit seiner Téneré ist hoch gefahren. Er kommt die Treppen runter und sagt zu Friedrich: Das hättet Ihr auch geschafft. Der meint, wir seien alt genug und müssten uns nicht mehr beweisen. Frank findet das richtig gut. Nun steigen wir mit dem Handgepäck ca. 50 hohe Stufen hinauf zum „2. Stock“. Zum Glück kann Mouldi mit seinem Geländewagen hochfahren, so dass wir das große Gepäck nicht schleppen müssen. Eckis Motorrad steht neben einem Durchgang. Hier nehmen wir noch mal einige Stufen und befinden uns in einem Innenhof, von dem aus, über einige Stufen oder ebenerdig, die Eingänge zu unseren „Zimmern“ zu erreichen sind. Hier sind die Höhlen in die steilen, aus weichem Kalkstein bestehenden, Berghänge gegraben. Der Vorhof ist mit einer Mauer umgeben, worin sich jetzt, da es als Hotel dient, ordentliche und gut funktionierende Toiletten- und Duschräume befinden, die natürlich sofort heftig frequentiert werden.. Handtücher erhalten wir auch reichlich.
In unserer Höhle stehen zwei Betten hintereinander an der Wand. Auf den Boden liegen Schaffelle und Teppiche. Die Betten bedecken handgewebte Tagesdecken (wie wir sie seit 1983 zu Hause haben). Wie angenehm kühl es hier innen ist, im Unterschied zum Hof und die Luft ist angenehmer als im Zelt. Hinter den Betten ist ein Durchgang in einen weiteren Raum, den wir nur als Ablage nutzen.
Zum Besteigen des Berges ist es zu spät und wir sind müde nach der langen Fahrt. Von der Terrasse aus genießen wir die gigantische Aussicht auf die Ebene und die gegenüberliegenden Tafelberge – hier sollte man mehr Zeit haben. Zum Abendessen treffen wir uns im Freien an einer langen Tafel. Als allerdings später ein heftiger Wind aufkommt, ziehen wir uns in unsere Höhlen zurück und schlafen gut. Wir hatten die Tür offen gelassen und werden in der Früh von einem Vogel geweckt, der im Höhleneingang einen Spiegel entdeckt und sich anpiept…lustig!
Dienstag, 15. Mai, 8. Tag in Tunesien (11. Tag)
Leider müssen wir Abschied nehmen vom Höhlenhotel. Eine Stunde später sehen wir ein anderes, verlassenes Berberdorf, das für den Tourismus restauriert wurde. Wir trinken Kaffe und fotografieren uns vor einem Brunnen im Hof. In den Gebäuden erleben wir, wie man sich vor der Hitze schützt: Zu den weiteren Räumen führt keine Tür von außen, sondern es geht in fast unendlichen Gängen, durch Gewölbe, von einem Raum zum anderen – heute hübsch dekoriert und als Nischen des Cafes ausgestattet. Vor dem Haus werden MTC 40+ Fotos geschossen.
Nach weiteren 2 Stunden Fahrt machen wir Kaffeepause in einem Ksar. Das sind Speicherburgen, die zum sicheren Aufbewahren der Nahrungsvorräte gebaut wurden. Nach außen sind die Mauern geschlossen. Durch ein Tor gelangt man in den Innenhof, wo die Ghorfas, die Speicher mit Tonnengewölbe, neben- und auch übereinander gebaut sind.
Eine Etappe weiter besuchen wir das Militärmuseum, das an die Kämpfe zwischen Rommels Armee und den Alliierten im 2. Weltkrieg erinnert. Wir erhalten eine Führung in Englisch. Hier standen sich die Truppen an einem Flussufer gegenüber. Die Kanonen und Bunker stehen noch am Originalstandort.
Die Mittagspause halten wir heute an einem Restaurant an der Straße und verzehrten frisch gegrilltes Lammfleisch. Es ist sonnig, aber ein starker Wind kommt auf. „Bis gestern War es noch schön warm“, erzählen Einheimische. Jetzt befahren wir eine der Nord-Süd-Hauptrouten – was für ein Unterschied – den Verkehr sind wir gar nicht mehr gewöhnt.
Wir übernachten in Mahres, einer Kleinstadt am Meer – kein Badestrand, aber ein hübsches kleines Hotel mit reichlich bepflanzten Innenhöfen. Hier sehen wir junge Geschäftsleute – Franzosen und Italiener im Gespräch mit Einheimischen – Hoffnungszeichen für die Wirtschaft
Mittwoch, 16. Mai, 9. Tag in Tunesien (12. Tag)
Während wir uns für die Abfahrt vorbereiten, passiert vor dem Hotel ein Unfall: ein Lastwagen hat einen jungen Fahrradfahrer angefahren und fuhr weiter. Die Mutter hält den Jungen in den Armen und schreit – furchtbar – holt denn niemand die Polizei? Hotelangestellte haben wohl angerufen, ein Sanka kommt. Mouldi drängt zum Aufbruch. Wenn die Polizei jetzt die Straße sperrt, können wir lang warten. Also fahren wir los. Auf der Straße höllisch Verkehr, wir wechseln auf die Autobahn. Die ist fast leer – langweilig aber angenehm. Bei der Hektik hatte Mouldi vergessen, eine Tankstelle anzufahren. Jetzt wird bei Friedrich der Sprit knapp. Er fährt vor, wir halten und tanken, die einen Sprit, die anderen Wasser --- und einige tun das Gegenteil…
Wir verlassen die Autobahn und kommen nach El Jem. Das Kolosseum im Jahr 238 erbaut, ist das drittgrößte Amphitheater des Römischen Reiches, heute zählt es zum Weltkulturerbe. Direkt davor parken wir und umrunden den gewaltigen Komplex, schlendern an Länden und Verkaufsständen vorbei und sitzen dann, direkt vor dem Eingang in einem Cafe. Der Besitzer spricht etwas Deutsch. Er sei in Metzingen gewesen, Hugo Boss und so. Mouldi vereinbart, dass wir bei ihm zu Mittag essen werden und inzwischen das Kolosseum besichtigen. Der Wirt fragt unsere Wünsche ab. Erst jetzt bemerken wir, dass drei Leute fehlen. Nun, der Ort ist nicht groß, sie werden uns finden. Plötzlich erscheinen drei Scheichs, Gerhard, Manni und Friedrich, täuschend echt verkleidet. Sie möchten sich neben einem Kamel fotografieren lassen. Der Besitzer verlangt 10 Dinar, das finden sie zu teuer. Nun, erklären die Tunesier, er muss auch Futter kaufen für das Tier.
Nun nehmen wir uns Zeit für die Besichtigung. Das Kolosseum mit seinen 3 übereinander liegenden Bogengängen bot Platz für 30-40 000 Zuschauer, die Wagen- und Hunderennen, Leichtathletik und Gladiatorenkämpfe und Tierkämpfe sehen konnten.
Danach sitzen wir wieder in „unserem“ Cafe, genießen frisch gepressten Orangensaft und dann unser Mittagessen – ein wirklich vorzügliches Brik, Putenspieß und Salat. Der Wirt hat das Fleisch frisch gekauft. Da zurzeit so wenig Touristen kommen, will er nichts vorrätig halten.
Wir bleiben noch lange sitzen, beobachten die vorbeigehenden Einheimischen, sehen hier schönes Kunstgewerbe, aber leider kaum Kundschaft.
Die Gegend, durch die wir nun fahren, wird von Olivenplantagen beherrscht.
Gegen 17.00 h treffen wir in Hammamed ein – eine gewaltige Hotelstadt – was für ein Kontrast! Nachdem, was wir im Land erlebten – total fremd. Leider reicht die Zeit nicht für einen Besuch der Altstadt mit ihrer traditionellen Medina. Wir gehen am Strand, an den Hotels entlang spazieren aber der starke Wind treibt uns bald ins Hotel zurück.
Donnerstag, 17. Mai, unser letzter Fahrtag in Tunesien (13. Tag)
Heute wollen wir die Halbinsel Cap Bon, die nord-östliche Spitze Tunesiens, umrunden. Der starke Verkehr, das rege wirtschaftliche Treiben in und um Hammamet belasten und erschweren das Fahren. Wenn wir erstmal aus der Stadt sind… Doch, auch da überall sehen wir Industrie und Gewerbe. Ich hatte mir die Halbinsel als ein beschauliches Naturreservat vorgestellt. Aber es ist einfach gut, wirtschaftliche Aktivität zu sehen.
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir an der südlichen Küste entlang. Aber, wie an den Vortagen, weht ein scharfer kalter Wind – eigentlich ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Wir machen Rast an einem idyllischen Platz: Hier gibt es fast weißen Sand, dann riesige Steinblöcke im Meer. Von der Veranda eines Cafes genießen wir diesen Ausblick, klettern über die Steine, liegen im Gras oder im Sand…. Im Hintergrund eine Festung, aber da müssen wir nicht rauf.
Mouldi führt uns dann etwas ins Landesinnere zu fast unbekannten römischen Schachtgräbern. Völlig offen zugänglich, ohne Zaun, ohne Warnhinweis – man könnte versehentlich hineintappen und sich 2 bis 3 Meter tiefer wieder finden…. Inder Nähe einer Großbaustelle, auf einem fast schattenlosen Parkplatz, gefällt es uns nicht, zu Mittag zu essen. Nach einigen Diskussionen fahren wir zu unserem idyllischen Platz zurück und bauen unseren Imbisstand auf. Da kommen Leute und bringen uns Plastikstühle von dem Cafe. Wo gäbe es das bei uns? Da kommt jemand um Mitgebrachtes zu verzehren und das Cafe stellt seine Stühle zur Verfügung? Der heftige Wind pustet uns fast weg, aber es ist fantastisch.
Weiter fahren wir an der Küste entlang bis fast zur Nordspitze. Das punische Ausgrabungsgelände zählt zu den archäologisch bedeutendsten Stätten Tunesiens, da hier die einzige rein punische Stadtanlage freigelegt wurde. Hier wurde nichts von den Römern überbaut. Es sind noch die originalen Hausfundamente, sogar Sitzbadewannen, zu sehen, auch ein Kanalisationssystem gab es hier. Und wieder begeistert uns der Blick auf das Meer. Zum Schluss sehen wir ein liebevoll eingerichtetes Museum..
Um die Spitze herum, auf der Nordseite ist das Land grüner – weiche Hügel, sanfte Täler. Hier herrscht Landwirtschaft vor. Nun wäre noch eine Besonderheit zu sehen: Die heißen Quellen von Korbus – sie erwärmen den Sand und das Meer. Das macht uns neugierig. Wir fahren erst zu einem Parkplatz über der Stelle (hier legt Helmut S. sein Motorrad zum letzten Mal um „Scheiß Tunesien, nie wieder komme ich hierher“. Wir überlegen: Bei dem Wind und der Kühle wird sich niemand ausziehen und ins Wasser gehen. Man kommt auch nicht direkt heran. Helmut K. fährt mal runter und schaut sich das Ganze an. „Von der Straße aus sieht man eigentlich nichts“ – also fahren wir auch nicht runter, entscheiden wir.
Wir fahren nun zu unserem Zielort Soliman. Es ist auch schon Spätnachmittag, also gehen wir ins Hotel, da kann man auch schwimmen. Was ist das nun? Plötzlich sind wir mitten in einem Markt und müssen uns durch die Menschenmenge, knapp an den Marktständen vorbei, durchschlängeln. Ein tolles Erlebnis. „Mensch, ist das schade, dass ich meine Helmkamera schon weggepackt hatte“, sagt Manni.. Die paar Schnappschüsse, die ich machen kann, geben den Eindruck nicht wieder.
Im Hotel beziehen wir großzügige Zimmer, eigentlich Appartements. Die Hotelhalle beeindruckt durch eine riesige Freitreppe in der Mitte, die vom 3. Stock nach unten führt. Das Tor zum Meer ist bereits geschlossen. Es ist wohl der starke Wind und der Pool liegt auch schon im Schatten, also wird aus dem Baden nichts mehr. Ja, und nun naht unser letztes gemeinsames Abendessen.
Wir lassen die Eindrücke noch mal Revue passieren, sitzen auch noch einige Zeit zusammen.
Freitag, 18. Mai (14. Tag)
Jetzt müssen wir unser Gepäck wieder aufladen. Ich darf bis zum Hafen bei Mouldi und Familie im Auto mitfahren. Nadja passt gut auf. Sie kennt alle Motorräder, wie sie der Reihe nach hinterher fahren. Bei der Ausfahrt aus dem Hof des Hotels ist Ecki noch nicht fertig. Nadja schreit „Mausi, Mausi nicht da!!, Als er folgt. „Mausi da“. Sie leidet unter Abschiedsschmerz. Wir hatten doch viele schöne Momente zusammen. Alle Mitfahrer hatten irgendwie mir ihr gescherzt, gespielt, Ecki am meisten. Wenn die Eltern sich unterhalten, ruft sie: Deutsch reden, nicht arabisch! Und immer verfolgt sie genau die Motorräder, wie sie über die riesigen Brücken fahren.
Bald sind wir am Hafen La Goulette. Mouldi begleitet die Fahrer zu den Schaltern um die Ausfahrt zu regeln. Ich passe auf die Motorräder auf. Zwei Fahrer aus Bayern stellen sich hinter uns auf. Händler kommen immer wieder, um ihre Waren anzubieten. Wir haben ja keine Möglichkeiten und wollen auch nicht irgendwas mitnehmen. Aber Tunesien-Aufkleber, die nehmen wir gern. Dann ist auch das erledigt.
Es kommt der Abschied. Auf Wiedersehen, Mouldi, Riem und Nadja! Es war eine schöne Zeit mit Euch, Ihr habt uns auf liebenswerte Weise Tunesien näher gebracht!
Wir warten nun vor dem Tor zum Hafen, das sich bald öffnet. Im Hafen gibt es die üblichen Wartezeiten. Auch hier bläst uns der heftige Wind fast weg. Einfahrt ins, Kabinen beziehen, die Hafenausfahrt beobachten. Jetzt erkennen wir manche Punkte, die wir besucht hatten und dann entschwindet Tunesien unseren Blicken.
Auf dem Schiff begegnen wir uns immer wieder. Soweit die Temperatur es erlaubt, sitzen wir an Deck. Die Bayern hatten wohl ohne detaillierte Kenntnisse das Land auf den bekannten Straßen durchfahren „da gibt’s ja nicht viel zu sehen, das hat man ja schnell“ Oh, wenn die wüssten, welch ein Unterschied das ist, mit einem Inländer, der Land und Leute kennt und mit guter Vorbereitung das Land zu bereisen.
Alle sind begeistert von der Reise. Die abwechslungsreiche Landschaft, die Mischung aus Natur und Kultur, aus Komfort und einfach ländlichen Unterkünften, war genau richtig. Die Gruppe hat sich gut verstanden und, vor allem: Es ging alles gut: kein Unfall, keine Panne, keine Krankheit – was will man mehr? – noch mal zusammen fahren!
Wolfram Bartsch